HALSSCHMUCK DER VORCHRISTLICHEN EISENZEIT AUS DEM MULDELAND Von Hans Kaufmann Während der zweiten Hälfte des letzten Jahrtausends v. Chr. beginnen auch diejenigen archäologischen Gruppen, welche nördlich der Mittelgebirgsschwelle lokalisiert sind, ihre ethnische Anonymität abzulegen. Nur in der Oberlausitz dauert die Endphase der bronzezeitlichen Urnenfelderkultur — die Billendorfer Stufe — noch bis in die jüngere vorchristliche Eisenzeit an. Die Besiedlung des nördlichen Erzgebirgsvorlandes wird Trägern der Jastorfkul tur zugeschrieben (Karin Peschel 1988), deren Hinterlassenschaften über weite Teile des nördlichen Mitteleuropa verbreitet sind (Keiling 1989). Im Arbeitsgebiet handelt es sich um die Elbe-Saale-Gruppe (Seyer 1988 b, S. 193, Abb. 50) bzw. um das Mulde- Saale-Siedlungsgebiet (Keiling 1988, S. 92, 94f., mit Abb. 15) als südlichsten Bereich dieses Kulturkreises. Seine Vertreter können als Germanen angesprochen werden (Grünert 1958). Kennzeichnend sind Brandbestattungen, von denen Urnen, Deck schalen und Beigaben an Kleidungsbestandteilen bzw. Schmucksachen vorliegen. Entsprechende Belege finden sich vornehmlich entlang der Flußläufe zwischen Elbe und Weißer Elster (Grünert 1957; Peschel 1977). Von Süden gelangten gleichzeitig Einflüsse der keltischen 1 Latenekultur in den Beobachtungraum, 2 der somit Bestandteil einer Ausgleichsregion oder Kontaktzone (vgl. Peschel 1978, bes. S. 25 ff.; Müller 1985, bes. S. 124 ff.) wird. Das Studium des archäologischen Fundbildes vermag zum Erkennen der unter schiedlichen kulturellen Wurzeln beizutragen, welche diese frühgeschichtliche Phase bestimmten. Dies sei hier am Beispiel einer bestimmten Fundgattung für einen Ausschnitt der Kontaktzone gezeigt. Herausgegriffen seien die latenezeitlichen Bronzehalsringe im Gebiet zu beiden Seiten der vereinigten Mulde (Abb. 1) (vgl. bereits Kaufmann 1979; 1981a, dazu auch 1971). Hier bietet sich zunächst auf dem rechten Flußufer der Halsschmuck von Treben, Ot. von Röcknitz, Lkr. Wurzen, (Abb. 1,4) dar. Dieser Ort befindet sich in Sichtweite 1 Um die Erforschung des bislang einzigen den Kelten zugeschriebenen Bodendenkmals in Sachsen, des Grabhügels von Liebau im Vogtland (vgl. Kaufmann 1987, bes. S. 14,18), hat sich der Jubilar bereits am Beginn seiner Laufbahn verdient gemacht. Es handelt sich um eine 1953 erfolgte Nachuntersuchung einschließlich Vermessung der genannten Anlage im Auftrag des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden; siehe Coblenz 1956, bes. S. 299ff., Abb. 4—7, dazu Simon 1989, S. 198; vgl. auch Billig 1954, S. 62 f. 2 Kaufmann 1984; Peschel 1988; Kaufmann 1988b; vgl. auch Peschel 1976. 6* 83