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AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 51-82 EIN SCHMELZOFEN DER SPÄTEN BRONZEZEIT AUS DEM SÄCHSISCHEN VOGTLAND Von Klaus Simon Überreste bronzezeitlicher Schmelzöfen zählen weit und breit zu den archäologischen Raritäten. Um so mehr überrascht, daß die durch Gerhard Billig (1954, S. 53) schon kurz beschriebene „Bronzeschmelze“ von Taltitz seit ihrer Entdeckung vor einem halben Jahrhundert kaum gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat. 1 Im Gefolge einer Neubearbeitung der Urgeschichte des Vogtlandes (Simon 1989a; 1991 a) sind unter den kriegsbedingt geschädigten Magazinbeständen im Vogtlandmuseum Plauen außer einem Teil der Kleinfunde jüngst Originalabgüsse des Grabungsbefun des aufgetaucht, die hier zusammen mit der eher summarischen Dokumentation im Archiv urgeschichtlicher Funde aus Sachsen (Landesamt für Archäologie Sachsen) 2 ausführlicher ausgewertet seien, denn sie erlauben, erstmals für den mitteldeutschen Raum, konkretere Vorstellungen über eine solche Anlage zu gewinnen. Taltitz, etwa 7 km südlich von Plauen und 5 km nordwestlich der Kreisstadt Oelsnitz gelegen, bezeichnet fast den Südrand der in den Gebirgsraum vorgeschobe nen urgeschichtlichen Siedlungsinsel im sächsischen Vogtland. Diese bezog in dem hier ostwestlich verlaufenden Tal der Weißen Elster dessen Nordflanke noch mit ein, sparte hingegen das durch Kupfer- und besonders Zinnerzbergbau in neuerer Zeit bedeutsame „Vordere Gebirge“ südlich des Flusses aus (Simon 1991 a, Beilage 1). Die Ofenrelikte aus dem Flurteil „Göse I“, ca. 1 km nordwestlich des Ortes, stammen vom flach nach Südost geneigten Hang einer weitläufigen, heute vernäßten Quellmulde eines nach Süden entwässernden Seitentälchens nahe der Mündung des Eiditzlohbaches (Abb. 1,T1). Rettungsgrabungen im Vorfeld des Autobahn- und Talsperrenbaus bei Pirk sowie im Gefolge tiefgreifenden Drainierens und Rigolens der Felder nördlich davon haben in den Jahren 1936—1939 entlang der gesamten westlichen Talseite bis zur Einmündung in die Elsteraue — über immerhin 1,3 km Länge —, im unteren Abschnitt (Gemarkung Dobeneck) auch am Ostufer, zahlreiche Siedlungsspuren (meist von Gruben) zutage gebracht, 3 die überwiegend in die 1 Früh erwähnt auch bei Coblenz 1950, S. 46; 1954, S. 376; zuletzt bei Coblenz 1986, S. 105; Lappe 1986, S. 71; Bouzek/Koutecky/Simon 1989, S. 208. 2 Die im folgenden zitierten Archivalien sind in den Ortsakten dieses Archivs erfaßt. Dessen Betreuern, Herrn H. Jacob und Herrn H. Quietzsch, sei für kollegiale Unterstützung herzlich gedankt. 3 Erfaßt unter den Fundstellen Taltitz — „Göse I und II“, Dobeneck — „Nasser Acker“ und „Hoher Stein“ (Abb. 1, T1/2, T3/4, DI und D2). 4* 51