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Der Anteil der besprochenen Griffschwerter mit Bleifüllung beträgt nur rund 6% der insgesamt für die vorgenommene Untersuchung verfügbaren Griffschwerter. Unter den anderen zeitgleichen und älteren Griffschwerttypen wies kein einziges Exemplar eine Bleifüllung auf. Daß aber schon in der älteren Bronzezeit vereinzelt mit derartigen Funden zu rechnen ist, zeigt ein von J. Driehaus (1961, S. 27f., Taf. 11) radiographisch untersuchtes Schwert von Matrei in Tirol. Eine Mehrung bleigefüllter Griffschwerter scheint aber erst in der Jungbronzezeit einzusetzen. Teilweise bestätigt das die von D. Ankner (1977) durchgeführte radiographische Serienuntersuchung der Riegseeschwerter, unter denen kein einziges Exemplar mit einem bleigefülltem Griff auftrat. Beiläufig sei an dieser Stelle erwähnt, daß aus mykenischer Zeit Griffzungenschwerter mit griffbeschwerenden Bleiplatten bekannt sind. 5 Zum Schluß stellt sich die Frage nach dem Zweck solcher Bleifüllungen in Hohlgriffen von Bronzeschwertern. Nach Meinung von G. Billig (1970, S. 37) wurde Blei als „Flickmetall" bei nachgeschäfteten Klingen verwendet. Dafür konnte keine Bestätigung gefunden werden. Zwar ist bei den beiden Antennenschwertern von Boock und Ketzür (Abb. 1,2,5) sowie bei dem Mörigenschwert von Gransee (Abb. 2,2) die Nietplatte ihrer Klinge in Blei eingebettet, die Klingenvernietung ist bei diesen drei Schwertern jedoch so stabil, daß ein zusätzlicher Bleiverguß nicht notwendig gewesen wäre. Bei den drei Antennenschwertern von Hindenburg, Holzhausen und Kehmstedt (Abb. 1,3,4,6) sieht es auf den ersten Blick so aus, als wurden ihre Knaufdorne mit Hilfe des Bleivergusses bzw. einer Verkeilung eingesetzt. Im Hinblick auf alle übrigen Schwerter mit Bleifüllung ist darin aber kaum der primäre Zweck zu sehen. J. Driehaus (1961, S. 28) sieht den Grund der Bleifüllung bei dem Schwert von Matrei in einer Gewichtserhöhung des Griffes zur besseren Handhabung der Waffe. Dagegen ließe sich einwenden, daß dieses Erfordernis dann generell bei allen Bronzeschwertern hätte bestehen müssen, sieht man von Hiebschwertern mit ihrem weit vorgelagerten Schwerpunkt ab. Die geringe Zahl der festgestellten Schwerter mit Bleifüllung zeigt aber, daß sie im Grunde nur eine sporadische Erscheinung bilden und deshalb Bleifüllungen kaum eine solche Funktionsnotwendigkeit zuge sprochen werden kann. Es sei denn, ein Mangel an Bleimetall hätte in dieser Hinsicht keine breitere Anwendung ermöglicht. Eine gewisse Berechtigung wird man aber insofern der von J. Driehaus (1961, S. 28, Anm. 16) geäußerten Zweckbestimmung einräumen müssen, weil nach H. Müller-Karpe (1980, S. 440) eine Anzahl Griffzun genschwerter mit Bleiauflagen als Griffbeschwerung bekannt ist. Bei den beiden als Streitwaffe anzuzweifelnden Mörigenschwertern von Berlin- Buch und Kehmstedt (Abb. 2,1,3) möchte man vermuten, daß sie einer rituellen Verwendung zugedacht waren. Insofern erscheint ihre Griffbeschwerung aus Gründen besserer Handhabung ohnehin wenig sinnvoll. Um so mehr drängt sich der 5 Müller-Karpe 1980, S. 440; über anderweitige Verwendung von Blei bereits in dieser Zeit im ägäischen Bereich s. Buchholz 1972, S. 1 ff.; für den Zeitraum der jüngeren Urnenfelderkultur Mitteleuropas vgl. auch Dörfler et al. 1969, S. 68. 47