Volltext Seite (XML)
Übergang eines anlautenden aso. G- in H- und dessen anschließender Schwund vor Konsonant (-r-) belegbar, doch hat sich das G- im nahen Groitzsch s. Meißen erhalten (1378 Groyczs). In den Belegen für Roitzsch erscheint außerdem inlautend niemals ein -d-, sondern nur -t-; auch dies spricht gegen eine Verknüpfung von Grodice mit Roitzsch (vgl. wegen des Gr- jedoch noch unten Rosentitz südlich von Dresden). G. Billig wies weiterhin (wie schon einige Vorgänger) das 1007 genannte castellum Ostrusna als identisch mit dem Rotstein an der Ostgrenze des ehemaligen Milzenergaues (Oberlausitz) — gut sachlich begründet — nach, während es rein sprachlich betrachtet eindeutiger mit den Altformen von Ostrit^ südlich Görlitz an der Neiße verknüpfbar wäre, wie es im ,Ortsnamenbuch der Oberlausitz 1 (Eichler/Walther 175, S. 217) entschieden wurde: aso. *Ostro^na zu ostrog ,mit Palisaden, Pfählen umzäunter Ort, Verschanzung 1 . Für die Entscheidung G. Billigs spricht erstens die Nennung des unterhalb des Rotsteins entlang fließenden Baches 1241 Ostrosniza(m) in der Oberlausitzer Grenzurkunde, der später als ,Rosenhainer Wasser' wiedergegeben wird, in Anlehnung an den daran liegenden Rodungsort Rosenhain, und zweitens die nachfolgende Nennung 1241 als burquardus Dolgawis^ zum ebd. gelegenen Nachbarort Dolgowits' (Eichler/Walther 1975, S. 57). Dieser Befund ist eindeutig und zeigt dem Namenkundler auch weitere nicht streng regelhafte Möglichkeiten der Eindeutschung altsorbischer Namen. In diesem Falle ist die minderbetonte Anfangssilbe Ost- offensichtlich geschwunden und die betonte Folgesilbe -ro^- mit deutschem Rose verknüpft worden. Das folgende -n- des Suffixes (ro^-n-) führte zur Entwicklung eines deutschen Ortsnamengrundwortes -hain, weil dieses Grundwort mundartlich allgemein zu -han und -n verkürzt worden ist. Es wurde deshalb gewissermaßen zu -hain restituiert (1317 Rosenhain, aso. * Rö^any, 1719 Rozan) (Eichler/Walther 1975, S. 257). Daßostrogin der Oberlausitz häufig Verwendung fand, zeigt auch die Wüstung Ostrosen östlich Großenhain (1220 Ostrozen, -sen) (Eichler/Walther 1966, S. 234). Auf die vielerlei Entstehungsmöglichkeiten für heutige Rosen-Ortsnamen hat mit vielen Beispielen kürzlich H.-D. Krausch hingewiesen (Krausch 1986, S. 32 ff). Daß zuweilen in solchen anscheinend gut deutschen Namen auch altsorbische Vorgänger namen stecken können, soll noch das Beispiel von Rosentits^ südlich Dresden zeigen, dessen alte Nennungen (1288 Rosentitz) auf aso. *Gro^tici — vgl. den parallelen tschech. Ortsnamen Hro^netice — zurückgeführt wurden (Fleischer 1961, S. 101). In diesem Zusammenhang sei auch noch erinnert an den Abfall der Anlautpartikel Ne-fNi- bei der Eindeutschung solcher altsorbischer Ortsnamen wie Mochau, Burgward nördlich von Döbeln (1090 Nimucowa, 1162 Mochowe), oder Kras- dorffKraschwit^, Wüstung ostnordöstlich von Altenburg (um 1200 Nicraswiz, 1378 Crasdorf) u. a. Auch auf Titibu^in (s. o.) sei nochmals hingewiesen. G. Billigs beeindruckende Untersuchung der ostelbisch-ostsaalischen Burgwarde bietet auch noch weitere hochinteressante kritische Fälle, die stets allseitig beleuchtet werden, doch hier nicht alle ausdiskutiert werden können (z. B. Prietitz — Prisch- witz —Preuschwitz oder Seitzschen — Zützen in der Ober- und Niederlausitz). Sie mahnen auch den Namenforscher zu Vielseitigkeit im Herangehen an schwierige Einzelfalle.