AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 237-242 ZU WANDLUNGSPROZESSEN ALTSORBISCHER BURGORTSNAMEN IN DEN ALTSIEDELGEBIETEN ÖSTLICH DER SAALE Von Hans Walther Namen Wandlungen und Namenwechsel sind ein wesentliches Forschungsthema der historischen Onomastik, wobei unter Namenwandel die organischen Weiterbildungen eines konstanten Namens in Übereinstimmung mit den allgemeinen Entwicklungen im Zuge einer und derselben Sprache verstanden werden, während der Namenwechsel als eine absolute Neubenennung eines Objektes auf Grund von stärkeren gesellschaftlichen Umbrüchen aufgefaßt wird, die ethnographisch-demographische, ökonomische, kulturelle, ideologische u. a. Ursachen haben können (vgl. Ortsnamenwechsel 1986, u. a. Walther 1986; ferner Walther 1985). In den großen Zwischenbereich zwischen beiden Veränderungsvorgängen fallen darüber hinaus alle Erscheinungen, die sich aus den Angleichungs- und Integrationsprozessen von Namen aus zwei sich berührenden Sprachen ergeben und entweder mehr den organischen — sprachgesetzlichen — Veränderungen, dem Namenwandel, oder mehr dem kontinuitätslosen Namenwechsel zuzurechnen sind (vgl. Sprachkontakt 1984; Walther 1984). Ein aufschlußreiches Beobachtungsfeld für derartige Vorgänge stellt der Bereich der Burgentwicklung von der älterslawischen zur frühdeutschen Entwicklungs periode, in der Phase der sog. Burgwardverfassung/Burgwardorganisation des werdenden deutschen Reiches im späten 10. Jh. bis etwa 1100 dar, der G. Billig (1989) vor kurzem eine materialreiche und tiefschürfende, die bisherige Forschung gründlich auswertende bzw. bilanzierende Untersuchung gewidmet hat, auf die wir uns hier generell stützen wollen. G. Billig bezieht generell auch die namenkundlichen Aspekte und Forschungsergebnisse der letztvergangenen Jahrzehnte mit ein und gelangt dadurch zu überzeugenden Ergebnissen. Im Vordergrund stehen dabei Kontinuitäts- und Identifizierungsfragen, von denen wir hier einige wenige im Rahmen unseres Themas aufgreifen wollen (Walther 1990, S. 53 ff.). Im Jahrzehnt von 1982—1992 ist die archäologische Burgenforschung rasch weiter vorangeschritten. Nachdem ein Zwischenbericht (1982) aus namenkundlicher Sicht vorgelegt wurde, sei im folgenden auf einige der neueren Arbeiten lediglich kursorisch verwiesen. 1 1 Walther 1982; Billig 1981; Brachmann 1983; Kobuch 1982; Vogt 1983; 1987; Archäologische Feldforschungen 1988, mit den Beiträgen von W. Coblenz, H. Kaufmann, H. W. Mechelk, H.-J. Vogt, K. Geupel-Schischkoff, A. Gühne, T. Gerlach, H. Jacob, V. Geupel, W. Schwabenicky, R. Spehr; Herrmann 1986.