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in Zschernitzsch, Windischleuba, Poschwitz, Nobitz, dann Stünzhain, und weiter schließlich nach Westen Kosma-Schlöpitz, Göhren-Romschütz (Donat 1978, S. 365 f.). Scherbenfunde aus dem 8./9. Jh. liegen in Zschernitzsch und Windischleuba vor (Corpus 1985, S. 399). Allerdings ist aus der begrenzt gesichteten Literatur nicht erkennbar, ob es sich dabei in einigen bzw. mehreren Fällen um deutsche Wehranlagen handelt. Hier vermag nur der Archäologe Aufklärung zu geben. 8 2. Schwandit^: Der ON bezeichnet einen kleinen Ort am Schwanditzbach südöstlich von Altenburg und nördlich von Schmölln. Die Überlieferung setzt bereits früh ein: 1140 Zven^, 1308 Zwentz^, 1337 Swenc^ und C^wenc^. Dieser ON wurde zuletzt zu slawisch sv^ty ,heilig 1 gestellt (Eichler 1981, S. 21) und zugleich mit R. Trautmann darauf verwiesen, daß das Adjektiv häufig zur Bezeichnung von Gewässern diente. 9 Die Namenform könnte aso. *Sv^tc, älter *Sv^tbcb o. ä. gelautet haben. Der Name könnte somit einen Hinweis auf Naturverehrung bei den Altsorben geben. Diese Annahme wird dadurch gestützt, daß in dem Ort bereits 1140 das Vorhandensein einer Kirche urkundlich bestätigt wird (vgl. dazu Schlesinger 1962, S. 182). Es darf vermutet werden, daß die Kirchengründung bevorzugt an einem ehemaligen heidnischen Verehrungsort erfolgte. Auffällig ist auch, daß die älteste bezeugte Kirchengründung in diesem Gebiet, nämlich die von Altkirchen, ganz in die unmittelbare Nachbarschaft gehört. Altkirchen ist der nächste Ort, nur 2 km südlich von Schwanditz gelegen. Die Kirchengründung in Altkirchen fällt wohl etwa in die zweite Hälfte des 11. Jh. (ebenda). Weiterhin ist zu beachten, daß wiederum knapp 2 km südlich von Altkirchen der Ort Trebula liegt. Er ist im 12. Jh. zweimal überliefert: 1140 Ztribeglowe und 1181 —1214 Sctribgloive. Die linguistische Diskussion des Namens läßt eine ursprüng liche aso. Namenform zum Götternamen Stribog als sehr wahrscheinlich erkennen. 10 Dieser Name für den ,Gott der Winde* ist auch für das Vogtland im Gewässernamen Triebes, 1122 Stribog, nachgewiesen (Eichler 1981, S. 21, mit weiterer Literatur; Herrmann (Hrsg.) 1985, S. 539, Anm. 84). Die Namenforschung vermag also, die Verehrung von Stribog bei den Altsorben bereits zweimal anzuzeigen. Die Namen Schwanditz und Trebula bestätigen somit wiederum die enge Bindung und Abhängigkeit der Namengeber von natürlichen Erscheinungen, worauf H. Brachmann (1987, S. 56) mit Bezug auf den Kult der Altsorben verwies. Es ist zu vermuten, daß Altkirchen mit seiner Lage mitten zwischen Schwanditz und Trebula gewissermaßen im Zentrum einer südwestlich von Altenburg gelegenen aso. (Kultstätte oder) Kultgegend angelegt wurde. Das im 12. Jh. gerade für diese Gegend 8 In dem Sammelwerk Archäologie in der DDR. Denkmale und Funde, 2 Bd. Leipzig—Jena—Berlin 1989, finden sich leider keine Verweise auf diese Zeugen aus dem Mittelalter. Für den Hinweis auf diese Bände danke ich Herrn W. Stoye vom Städtischen Museum Zwickau. 9 Vgl. auch den Swietensee bei Trebatsch, Kr. Beeskow, als vermutliche frühgeschichtliche Kultstätte nach Brankak/Mtk 1977, S. 80. 10 Vgl. K. Hengst, Trebula — ein theophores Toponym im Westslawischen. In: Zeszyty Naukowe Wyzszej Szkoly Pedagogicznej Opole, Jzykoznawstwo 13, 1991, S. 163—174.