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Auf der Grundlage historischer Quellen hat H. Brachmann (1987, S. 48) ausdrücklich auf die „Naturreligion“ im aso. Siedelgebiet aufmerksam gemacht. Natürliche Plätze wie „heilige Quelle“ und „heiliger Hain“ sind dabei geläufige Bezeichnungen, was eben auch verständlich macht, daß für das aso. Gebiet bisher kein Nachweis für die Zerstörung irgendwelcher Kultbauten aus slawischer Zeit vorliegt (ebenda, S. 49). Was aber bislang auffällt, ist folgendes: Aus dem aso. Siedelraum Plisni unmittelbar am Nordrand bzw. im Vorland des Erzgebirgswaldes sind bislang auch keine Hinweise auf Kultplätze mitgeteilt worden. Da es sich — ähnlich wie bei Daleminze — hinsichtlich Plisni um einen recht dicht besiedelten und flächenmäßig beachtlichen slawischen Bezirk handelt, würde das Fehlen jeglichen Hinweises auf eine Kultstätte — ähnlich Glomaci für Daleminze — doch etwas nachdenklich stimmen. Nun hat E. Eichler (1981, S. 21) bereits vor einem Jahrzehnt auf zwei Indices im Ortsnamengut von Plisni aufmerksam gemacht: Er nannte Modelwitz im Kreis Altenburg sowie Schwanditz südwestlich Altenburg. Beiden Fällen wollen wir daher nun nochmals etwas nachgehen und dabei diese Ortsnamen (ON) in ihrem sprachlichen sowie frühgeschichtlichen Umfeld be trachten. 1. Modelivit^: Der ON bezeichnet einen Ort südsüdöstlich von Altenburg und rechts der Pleiße. Dieser liegt an einem Bach, der bei Stünzhain nördlich Modelwitz in die Pleiße mündet. Etwas westlich zwischen beiden Orten liegt Ehrenberg (mit einer Höhe von 226 m ü. NN südlich davon). Auf der Thümmelschen Karte von 18134 sind sowohl der Baumbestand (,Hain‘) von der Pleiße bei Stünzhain entlang dem Bach über Modelwitz bis zum „Stein Berg“ direkt südlich Modelwitz als auch ein größerer Teich nördlich des Ortes Modelwitz als ein Quellbereich des Baches erkennbar. Das Gewässer hat als motivierend für die aso. Namengebung gewirkt. Stünzhain, 1181 — 1214 Studincsen, 1263 Studenschen, 1378 Studin^cen, beruht auf aso. ^Studeniane etwa ,Quellbewohner‘ (Hengst 1968, S. 130). Der deutsche Name des Baches Bornbach bestätigt gewissermaßen diese Erklärung. Den einen weiter oben an diesem Bach gelegenen Ort bezeichnenden ON Modelwitz, 1181 — 1214 Modlowi-^, 1267 Modelwit^, 1336 Modelwic^, haben wir zunächst den natürlichen Gegebenheiten folgend zu aso. *modl — ,kraftlos, matt, müde 1 gestellt (ebenda, S. 126). Allerdings kann er auch zu aso. ^modla gehören, vgl. altpoln. modla, alttschech. modla ,Götze, Götzenbild 1 , oso. modla .Götzenbild, Idol“ (Schuster-Sewc 1978, S. 939), worauf E. Eichler (1981, S. 21, mit Literatur) wiederholt hinwies. Die Wurzel dieses Lexems trat auch in der Personennamengebung auf, was aber hier unbeachtet bleiben soll. 4 5 Einen Hinweis auf Bevorzugung der letzteren Deutung vor der ersteren könnte der ON Ehrenberg liefern. 4 Vgl. den Abdruck eines Ausschnittes von Sektion VIII der Thümmelschen Karte in: Das Altenburger Land. Werte unserer Heimat, Bd. 23. Berlin 1973, S. 188 f. 5 Vgl. dazu auch Eichler/Lea/Walther 1960, S. 62, sowie Fahlbusch 1952, S. 84, der bei dem ON von einem PN ausgeht und ihn als einen patronymischen ON versteht.