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DIE MITTELALTERLICHE LANDWEHR VON PERES, LKR. BORNA Von Reinhardt Butz Landwehren an Grenzen von Herrschaften, zur Markierung des Weichbildes der Stadt, zur Abgrenzung der dörflichen Fluren und im Dienste der Ver kehrsregelung finden in der letzten Zeit wieder verstärkt Aufmerksamkeit (Bönisch 1980, S. 105 ff.; Butz 1984; 1988; Giedow 1987). Sie erscheinen als Wall, Graben oder in der Kombination von Wall und Graben. Die Ver vielfachung der Wälle und Gräben unterstreicht im Zusammenhang mit dem Bewuchs durch Dornensträucher und ineinander geknickten Bäumen die Zu ordnung zu den mittelalterlichen Wehranlagen. Die Landwehr umschließt aber nicht — wie die anderen Wehranlagen (Burgen und befestigte Höfe) — ein kleines begrenztes Terrain, sondern trennt linear Gebiete durch Wall- Graben-Anlagen. Die lineare Grenze muß als eine Grundvoraussetzung für die Errichtung der Landwehren angesehen werden. Die Entwicklung der Abtrennung von Gebieten verlief vom Grenzsaum (Ödland, Wald, Bruch) der frühfeudalen Zeit zur Grenzlinie des hohen und späten Mittelalters. Als zeitlicher Rahmen der Errichtung und Instandhaltung der Landwehren ergibt sich die Mitte des 13. Jh. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert. Im Ergebnis der großen Kolonisation östlich der Elbe-Saale-Linie bildeten sich Herrschaften als territorial-politische Einheiten heraus. Dies war ein komplexer Prozeß, der mit dem rodungsbedingten Vorwärtsschreiten der deutschen Siedler begann, sich aber erst nach Abschluß der Besiedlung vollendete. Die Herrschaften stellten ein räumliches Gebilde und ein Gebiet der relativ einheitlichen Wahrnehmung der Hochgerichtsbarkeit dar. Die verschiedenen Motive wirtschaftlicher, militärischer und rechtlicher Natur berührten sich vielfältig mit den bei der Herrschaftsbildung ausschlaggebenden strukturellen Faktoren, so daß es verständlich erscheint, daß nach Abschluß der Herrschaftsbildung auch deren Grenzen zum Teil mit Landwehren markiert wurden. Die Wahrnehmung der Hochgerichtsbarkeit, die Städtebildung und die Entwicklung der Herrschaften waren die entscheidenden Gesichtspunkte des Landwehrbaus. Bei der Bearbeitung der mittelalterlichen Landwehren müssen die verschiedensten Ergebnisse unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen zusammengeführt werden. Ein mehrfacher und gesicherter Nachweis für Landwehren kann nur durch