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AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 213-223 DER LÜCKENDORFER PASS UND DIE NEISSE-TALRAND-STRASSE IN DER ÖSTLICHEN OBERLAUSITZ Von Rainer Aurig Nachdem Untersuchungen zur Altstraßenentwicklung für fast vier Jahrzehnte im Schatten der sächsischen Geschichtsforschung standen, ist seit etwa einem Jahrzehnt eine Neubelebung der Forschungsproblematik bemerkbar. In einer Reihe von Veröffentlichungen werden Fragen der historischen Verkehrsverbindungen ange sprochen und im Konnex mit anderen Sachverhalten zur Auswertung und Darstel lung herangezogen. 1 Seit Ende der siebziger Jahre wendet sich auch eine Forschungs gemeinschaft an der Pädagogischen Hochschule Dresden unter Leitung von G. Billig Fragen der Veränderlichkeit von Verkehrsverhältnissen zu. 2 Altstraßenforschung, und dabei insbesondere die Aufhellung regionaler Besonder heiten der Verkehrsgeschichte, erfordert interdisziplinäre Arbeit. Primär ergibt sich das aus der Vielschichtigkeit des Quellenmaterials und der Methoden zu dessen Auswertung. Durch die Zusammenschau der Ergebnisse verschiedener Fachdiszipli nen gelingt es, die oftmals recht dünne Decke schriftlicher Quellen für einzelne Verkehrsverbindungen so zu verdichten, daß sich Aussagen zum Verlauf und zur Funktion, zur Datierung sowie zur Veränderlichkeit ergeben und die Einbindung der Verkehrs bahn in die Natur- und Kulturlandschaft deutlich wird. 3 Steig und Paßkorridor Bis ins Mittelalter erscheint der Steig oder Saumpfad als die typische Verkehrsbahn mit regionaler, aber vor allem überregionaler Relevanz. 4 Seine Benutzer, Fußgänger und Lastträger, Reiter und Lasttiere, prägten je nach Bedürfnis und Findigkeit die 1 Vgl. u. a. G. Billig (1981; 1990); V. Geupel (1984; 1990); M. Straube (1981); W. Coblenz (1984; 1986); A. Gühne/K. Simon (1986); K. Simon (1989). 2 Der vorliegende Beitrag fußt auf Teilen der Dissertationsschrift des Verfassers (1989), die auf Anregung und unter ständiger kritischer Förderung von Prof. Billig entstand. Weitere Arbeiten zu diesem Problemkreis liegen von R. Wißuwa (1987) und S. Herzog (1986) vor. 3 Die Altstraßenreste bedürfen der alsbaldigen Aufnahme und Katalogisierung, da sie einerseits u. a. durch den fortschreitenden Einsatz von schwerer Technik zunehmend gefährdet sind und andererseits ein umfassender Katalog eine wichtige Grundlage zur Erarbeitung eines zeitlichen und nach dem Erscheinungsbild differenzierten Verkehrsnetzes bildet. 4 Zur Entwicklung von Steig — hochmittelalterlicher Straße — Geleitsstraße — Poststraße äußert sich R. Wißuwa in ihrem Beitrag in diesem Band. Vgl. weiter G. Billig/R. Wißuwa (1987) und R. Aurig (1989a; 1989b).