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Kriegseintrittes des Ausgräbers 6 blieb die Arbeit unvollendet liegen; ihre Spuren sind heute noch im Oberflächenbefund erhalten — ein Kriegerdenkmal ganz eigener Ausprägung (Abb. 1). Trotz mehrfacher Bemühungen ist es auch nach 1945 nicht gelungen, den wilden Kiesabbau zu stoppen. 7 Die Abbaukante ist dadurch so weit gegen Hügel 1 und 2 vorgerückt, daß ganze Partien von ihnen schon in die Tiefe gestürzt sind (Taf. 1). In ernster Besorgnis, die ohnehin dezimierten Denkmale könnten ohne Dokumentation vernichtet werden, initiierte der Fundpfleger G. Schneider, Bischofswerda, 1984 eine Notuntersuchung. 8 In diesem Rahmen erfolgte gleichzeitig eine Vermessung des aktuellen Geländebefundes im Maßstab 1:100 (Abb. I). 9 Mit 1,6 m Höhe über der alten Oberfläche stellt Hügel 1 die dominierende Erscheinung der Gruppe dar. Leider hat schon W. Grünberg das einst imponierende Denkmal nicht mehr in voller Größe und Schönheit erlebt. Bereits die ersten Nachrichten über die Entdeckung der Hügel wie auch die zeichnerischen Darstellun gen weisen einen etwa Nord —Süd verlaufenden Schnitt aus; war der östliche Teil es zum Teil den Anschein hatte, bereits früher ausgeraubt. ... Grab 6: Steinschutz bestand nur aus wenig faustgroßen Steinen. In SW stand eine waagerecht geriefte große Terrine mit Leichenbrand und mit einer Deckschale überstülpt, etwas ostwärts stand mit dem Boden nach oben und dem Henkel nach Ost ein kleines waagerecht gerieftes Kännchen unversehrt, hiervon etwa 10 cm nach NW lag, stark geneigt, ein kleines Dellenbodenschälchen mit alt abgebrochenem Henkel. Im Leichenbrand der Urne fand sich ein im Oberteil kräftig gebogener Nadelschaft, dessen Kopf fehlte. (Stufe Mont. 5) Grab 7: Plattenkiste von etwa 70 cm Länge mit sauber gelegtem Plattenpflaster und in SO noch hochgestellten Seitensteinen. Richtung NW—SO. In der Kiste fanden sich nur wenig Einzelscherben, dagegen kam beim Abbau der Steine unter dem Grab ein kleiner Doppelkegel zum Vorschein. (Ende Stufe Mont. 4 oder Stufe 5) Grab 8: Wenig Steine in unklarer Lagerung und wenig Scherben (Stufe Mont. 5); offenbar völlig zerstörtes Grab. Grab 9: Größere Steine in unklarer Lagerung deuten eine zerstörte Steinkiste an, deren Richtung SO — NW gewesen ist. In der Mitte der Steine fanden sich Scherben zweier Terrinen und eines Rillenbuckelgefäßes, die nach Lage der Scherben aufrecht gestanden haben müssen. Die weiteren Scherben gehören einer Schale mit Hohlfacetten, einem kleinen Gefäß und allenfalls einer Kanne an. (Stufe Mont. 5) Grab 10: Gut gebaute Steinkiste aus größeren Steinen in Richtung NO —SW. Inhalt nur einzelne Scherben, Grab also wahrscheinlich ausgeraubt. Grab 11: Größere Fläche mit Vorratstopf scherben und vereinzelten anderen Scherben und kleineren Steinen etwa in der Mitte der Fläche. Grab 12; Grab 13: Zwei nebeneinanderliegende kleinere Steinpackungen, deren Südseiten zerstört waren. Viele Scherben, davon aber nichts ergänzbar. Grab 14 und Grab 15: Einzelne Steine und Scherben auf größerem Raum. Wohl zwei zerstörte Gräber. Grab 16: Größere und kleinere Steine, die keine Grabform erkennen lassen, dazwischen wenig Scherben. Grab 17: Unter kleineren Steinen Scherben von einem kleinen Vorratsgefäß, einer Schale mit eingezogenem Rand und zweier Kümpfe. (Stufe Mont. 5) Grab 18: Frei im Boden, ohne grabähnliche Lagerung, fand sich zwischen wenig anderen Scherben eine fast vollständig erhaltene kleine Terrine. (Stufe Mont. 5)“ (OA Horka) 6 Dr. W. Grünberg ist aus dem Weltkrieg nicht zurückgekehrt. 7 1955 wurden noch einmal „Reste von zerstörten Brandgräbern“ geborgen (OA Horka; vgl. auch Kaufmann et al. 1967, S. 568). Aufgrund fehlender Exekutive war die im Wortlaut gute „Verordnung zum Schutze und zur Erhaltung der ur- und frühgeschichtlichen Bodenaltertümer“ der DDR im Bedarfsfälle meist wirkungslos. Inkompetenz der Rechts- und mangelnde Bildung der Staatsorgane machten den Denkmalschutz zur Sache allein der Fachbehörden. 8 Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, Zug.-Verz. 1991/29. Die Aktion wurde in insgesamt sechs Tageseinsätzen durch Verfasser und G. Schneider, Bischofswerda, am 18./19. 4., 10./11. 5. und 14./15. 8. 1984 durchgeführt. Herrn Schneider, der nach Möglichkeit über den Zustand der Hügel wacht, sei an dieser Stelle für seine fruchtbringenden Aktivitäten herzlich gedankt. 9 Wir danken Frau G. Christl, seinerzeit Praktikantin am Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, für ihre Mitarbeit.