Volltext Seite (XML)
entspringen, was ihren Quellenwert erheblich mindert (Spuler 1938, S. 8£). Über die Frage, welchen Weg er von Spanien nach Mitteleuropa nahm, gibt es recht unterschiedliche Auffassungen. G. Jacob sah es gemäß seiner These von den zwei verschiedenen Reisenden so: „Ibn Jäqüb ist nämlich hauptsächlich in Böhmen gut bewandert, sah Sachsen, Mecklenburg und, wie es scheint, Italien. Im Westen dagegen finden wir seine Spuren nicht, während Tartuschi den Weg längs der Küste über Bordeaux, Kermaria, Rouen, Utrecht nach Schleswig genommen zu haben scheint; Paderborn, Soest, Fulda, Mainz könnten Etappen seiner Heimreise gewesen sein. Nicht bei allen der erwähnten Orte wird Tartuschis Name genannt, doch ist ganz unwahrscheinlich, daß Quazwini noch andere Gewährsmänner für den Norden zur Verfügung standen, auf die er sich sonst vermutlich berufen hätte“. Als Anhaltspunkte für die weitere Rückreise Tartuschis kämen noch Hinweise Quazwinis auf Aix, Asti, Cortona und Trapani in Frage (Jacob 1927, S. 5f.). T. Kowalski warnt jedoch vor dem Versuch, in dem Bestreben, die Reiseroute so vollständig wie möglich zu rekonstruieren, derartige Hypothesen nur auf Vermutungen aufzubauen. Dafür fehlen nicht nur die sachlichen Voraussetzun gen, sondern ein solches Vorgehen ist auch methodisch nicht zu vertreten. Zwischen dem omajadischen Spanien, Frankreich und deutschen Handelsplätzen bestanden über meist jüdische Händler lebhafte Handelsbeziehungen, und allein zwischen 950 und 956 tauschten Abd ar-Rahman III. und Otto I. nicht weniger als fünf Gesandtschaften aus. Durch solche Kontakte waren eine Reihe von französischen und deutschen Orten in Spanien bekannt geworden, so daß keine Notwendigkeit besteht, die vom Geographen Quazwini in seine Kosmographie aufgenommenen Orte der nördlichen Klimazone unbedingt ausschließlich von Ibrahim herzuleiten und daraus dessen Reiseweg zu rekonstruieren (Warnke 1965, S. 402 f.). Geht man vom Beinamen Ibrahims, At-Turtusi, aus, liegt die Vermutung nahe, er war in Tortosa gebürtig oder zumindest ansässig. Bekri bezieht sich in der neuentdeckten Quelle bei der Beschreibung verschiedener spanischer Orte auf ihn (Kowalski 1946, S. 30). Aller Wahrscheinlichkeit nach erreichte er als erste Station seiner Reise nach Mitteleuropa Rouen, den Sitz der Herzöge der Normandie, von wo aus ihn der Weg weiter nach Schleswig/Haithabu geführt haben mag; es ist nicht zu ermitteln, ob er diese Strecke ausschließlich zu Lande oder auch teilweise zu Wasser bewältigte. Von da aus reiste er vermutlich in das Land der Obodriten zu deren Fürsten Nakon. C. Warnke führte diese Vermutung darauf zurück, daß der Weg nach Böhmen ab Magdeburg mit Sicherheit von Norden nach Süden beschrieben ist (Schulte 1892, S. 77 ff.; Jacob 1927, S. 13) und als zweiter Abschnitt einer insgesamt von Norden nach Süden verlaufenden Reise zu verstehen sei (Warnke 1965, S. 404). Andere Autoren beschreiben die Route jedoch in umgekehrter Richtung (Herrmann 1985, S. 143, Anm. 187). Die Rückreise von Böhmen führte ihn dann vielleicht über die bedeutende Benediktiner-Abtei Fulda und über Mainz nach Spanien. Es scheint jedoch geraten, die allzu genaue Rekonstruktion