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AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 189-196 ARCHÄOLOGISCHE SONDIERUNGEN IM BEREICH DER DORFKIRCHE VON WEISSBACH, LKR. ZWICKAU Von Hans-Jürgen Beier und Walter Lorenz Die Kirche von Weißbach befindet sich in der Mitte des langgestreckten, am Nordrand des Westerzgebirges liegenden Waldhufendorfes auf einem nach Nord abfallenden Bergsporn, der vom Weißbacher Dorfbach und vom Ölbach umflossen wird. Etwa 100 m nördlich vereinigen sich beide Bäche und entwässern gemeinsam in Richtung Zwickauer Mulde. Durch ihre Lage auf dem beide Täler ca. 10—15 m überragenden Sporn prägt die Kirche das Dorfbild. Der Bau selbst gibt sich als spätgotische Hallenkirche zu erkennen, die in ihrer heutigen Grundform zu Beginn des 16. Jh. konzipiert und errichtet worden sein muß. Umfangreiche Umbauten sind vor allem aus den Jahren 1692/93 und 1893 überliefert. Für das Terrain um die Kirche ist der Flurname „Rommeisburg“ tradiert. Auch wird unter der Bevölkerung die Sage von der verschwundenen Rommeisburg erzählt, die als Raubritternest zerstört worden sein soll, wobei aus der Legende nicht hervorgeht, ob Kirche und „Burg“ aufeinanderfolgten oder ob beide eine Zeit gemeinsam bestanden haben. L. Bönhoff, der Nestor der frühgeschichtlichen Erforschung des Erzgebirges, ist von der Existenz der „Romwaldtsburg“ überzeugt und hält sie für den Sitz der von Uttenhofen (Bönhoff 1908 a, S. 69 f). Diese Hypothese ist aber äußerst zweifelhaft, da die von ihm angeführte Urkunde aus dem Jahr 1384 (Bönhoff 1910, S. 11) nicht nachweisbar ist. Aufgrund seiner Waldhufenstruktur ergibt sich für Weißbach bereits die Annahme eines kolonisationszeitlichen Alters, und im dazugehörigen Ortsteil Hermersdorf konnte dies auch archäologisch eindeutig belegt werden (Beier 1988, S. 233 ff). Umfangreiche Bauarbeiten im Bereich der Kirche boten den Verfassern die Möglichkeit zu archäologischen Sondagen im Zentrum des Ortes. 1 Zielstellung dabei war die Klärung des Beginns der Bebauung des Spornes sowie die Suche nach Resten einer Wehranlage als eventuellen Vorgängerbau der heutigen Kirche. Der Neubau eines Feuerwehrdepots war Anlaß für den Beginn der Untersuchungen im Jahre 1 Die Untersuchungen fanden von 1979 bis 1987 im Auftrag des Wissenschaftsbereiches Ur- und Frühgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle—Wittenberg und in Absprache mit dem Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden statt. Neben den Verfassern beteiligten sich K. Karl, Cainsdorf, D. Hochmuth und D. Liebold, beide Weißbach, an den Ausgrabungen. Ihnen, der Kirchgemeinde und dem örtlichen Rat gilt für die geleistete Hilfe und Unterstützung ein herzliches Dankeschön.