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ausgestattet, war das „Kellergeschoß“ hier zweifellos in den Wohnbereich ein bezogen. 6 In großer Zahl und gut erforscht sind Grubenhäuser aus Böhmen (Richter 1982; Richter/Smetänka 1987, S. 81 ff.; Velimsky 1988; 1991) und Mähren (Michna 1988; Michna/Nekuda 1987, S. 100 ff.) bekannt, wo sie mehr oder weniger als Wohnprovisorien der Lokationsphase vorwiegend für die Zeit von der Mitte des 13. Jh. bis zur Mitte des 14. Jh. nachgewiesen sind. Häufig handelte es sich hier um Grubenhäuser, deren Wände nicht mit einer Steinausmauerung, sondern, wie in unseren Bergbausiedlungen, mit einer Holzzimmerung verkleidet waren. 1986 als Grubenhaus erkannt und seinerzeit der erste Nachweis dieses Bautyps im Erzgebirge und seinem Vorland, hebt sich das beschriebene Haus, wie oben gesagt, in Größe und massiver Bauweise von den inzwischen in den sächsischen Bergbausied lungen festgestellten Grubenhäusern ab. 7 Aus diesem Vergleich sollen zunächst keine vorschnellen Schlüsse gezogen werden, da weder die Ausgrabungen im Bereiche des „Schwedengrabens“ noch die auf dem „Treppenhauer“ gegenwärtig abgeschlossen sind. Nach unserem bisherigen Wissen handelte es sich bei der vom „Schwedengraben“ umzogenen Wüstung um eine nichtagrarische bzw. städtische Züge tragende Siedlung, 8 wie der umlaufende Graben, die ein bäuerliches Gebirgsrodedorf (Waldhufendorf) ausschließende Topographie und Hinweise auf Verhüttung und Metallverarbeitung wahrscheinlich machen. Sie stand in zeitlicher und räumlicher Beziehung zu der Burgstelle Nidberg (= Neidberg) bei Zöblitz und bildete mit dieser einen Burg-Siedlungs-Komplex. Die Errichtung von Burg und Siedlung war ursächlich mit dem Kolonisationsgeschehen im 12. Jh. verknüpft. Sie dienten dem Schutz einer Straße am Übergang über die Pockau und der Lenkung des Siedlerstro mes. Dabei kam der grabenumzogenen Siedlung am Fuße der Burg eine entsprechen de komplexe Aufgabe zu. Sie war Sitz nichtagrarischer Produzenten, und es können — zumindest hypothetisch — hier auch bescheidener Handel und Beherbergung angenommen werden. Das Wüstwerden des Burg-Siedlungs-Komplexes fallt nach den archäologischen Funden in das späte 13. oder frühe 14. Jh. Zu dieser Zeit war die Kolonisation des Umlandes vollzogen, die benachbarte Burg Lauterstein hob sich als Herrschafts mittelpunkt heraus. Es sieht ganz so aus, als habe die Auflassung der Siedlung „Schwedengraben“ die Entwicklung von Zöblitz zum Standort nichtagrarischer Produktion für den Nahmarktbedarf entscheidend gefördert. Nach K. Blaschke (1957, S. 64 f.) stellt Zöblitz eine regelmäßige Stadtanlage auf Waldhufenflur dar. Die Analyse des Flurkrokis zeigt, daß die regelmäßige Stadtanlage sich unmittelbar 6 Nach Manuskriptabgabe wurde während der Grabungssaison 1991 in einem in Größe und Bauweise identischen Haus ein besser erhaltener Lehmkuppelofen festgestellt. Mit diesem Befund werden auch die oben genannten Indizien, die einen Ofen in dem hier diskutierten Haus zu belegen scheinen, erhärtet. 7 Nach Manuskriptabschluß wurden zwei in der Bergbausiedlung „Hohenforst“ bei Hartmannsdorf, Lkr. Zwickau, teilweise ausgegrabene Grubenhäuser bekanntgegeben, die eine mit unserem Haus vergleich bare Ausmauerung aufwiesen (Schwabenicky 1991, S. 9f. und Abb. 6). 8 Eine Bergbausiedlung, etwa dem „Treppenhauer“ oder dem „Hohenforst“ vergleichbar, wie jüngst geschrieben (Brachmann 1990, S. 152), ist auszuschließen.