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Geupel/Hoffmann 1991, Abb. 3,2,5,6) und datieren von der zweiten Hälfte des 12. Jh. bis zum Beginn des 13. Jh. Die weiteren Gefäßränder weisen fast ausschließlich Kragen- und Lippenprofile auf, deren Varianten weiträumig völlige Übereinstim mungen zeigen. Im ehemaligen Chemnitzer Kloster liegen sie in Planierungs- und Aufbauschichten des 13. Jh., die dem im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts mit der Zerstörung des Klosters abgeschlossenen unteren Schichtkomplex folgen (Geupel/Schischkoff 1983, S. 20f., Abb. 2,C2,4; Geupel/Stoye 1986, S. 41 ff), und auf der Wiprechtsburg in Groitzsch, Lkr. Borna, bilden sie die charakteristischen Randformen der blaugrauen Ware in Burg 5 (1224—1296) (Vogt 1987, S. 116f, 131, Abb. 98 — 99). Das erste Auftreten von Kragen ist aber hier bereits etwas früher durch einen noch zu Burg 4 gehörenden Übergangshorizont gesichert (Vogt 1987, Abb. 83). Diese Randform scheint also das 13. Jh. voll zu belegen und ist darüber hinaus bis weit in das 14. Jh. hinein geläufig (Mechelk 1970, S. 148 f, Abb. 69; 1981, S. 49ff.; Schwabenicky 1982, S. 337 ff; 1988, S. 254 ff; Vogt 1963, S. 130, Abb. 7). Auf die Schwierigkeit, aus der Formung des Kragens chronologische Folgerungen abzuleiten, hat bereits H.-J. Vogt (1987, S. 117f) hingewiesen. Für die Datierung des ergrabenen Hauses müssen die Scherben aus der lockeren Steinfüllung ausfallen, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit umgelagert und aus der Umgebung dorthin gelangt sind. Mit der Benutzungszeit des Gebäudes ist aber wohl die Keramik im verziegelten Lehm des mutmaßlichen Ofens und im Estrich des Fußbodens zu verbinden. Unter ersterer sind die kurzen, an der Mündung etwas ausgezogenen Profile (Abb. 2,7— 9) mit Sicherheit keine Formen des 14. Jh. und auch im 13. Jh. eher früh anzusetzen. Die beiden Kragenränder (Abb. 2,10,11) sprechen zumindest nicht gegen das 13. Jh., was gleichfalls für die Kragen- und Lippenränder gilt, die in der Fußbodenschicht mehr oder weniger eingeschlossen waren (Abb. 2,17—22). Errichtung und Nutzung des Hauses im 13. Jh. — bereits in dessen erster Hälfte? — möchten wir nach dem Gesagten als sicher annehmen. Wenn es richtig ist, daß wenigstens ein Teil der unter der Schuttschicht auf dem Fußboden lagernden Scherben (Abb. 2,1 — 6), insbesondere die der blaugrauen Ware in Nähe des Einganges (Abb. 2,13—15), in die Zeit unmittelbar vor der Destruktion des Bauwerkes gehören, so stellen sie das jüngste Fundmaterial aus dem noch intakten Haus dar. Leider datieren, wie oben gesagt, die Kragenränder, um die es sich mehrheitlich handelt, zu unscharf, will man nicht dem schlichten ausgezogenen, innen und außen gleichlaufenden Randprofil Abb. 2,14 Gewicht beimessen. Es belegt eine Ausformung des Kragens, die vor allem in Fundkomplexen aus dem späten 13. Jh. und der ersten Hälfte des 14. Jh. auftritt (Gühne 1987, S. 42; Schwabenicky 1987, S. 244; 1990, S. 49). Mit gebotener Vorsicht sehen wir die so umgrenzte Zeitspanne als wahrscheinlich für die Aufgabe des Hauses an. Schließlich sei noch ein Blick auf die Scherbenfunde aus der begrabenen mittelalter lichen Oberfläche geworfen. Neben den bereits diskutierten Randformen (vgl. Geupel 1984a, S. 35) begegnet ein Bügelhenkel (Abb. 3,70) in der für den Erzgebirgsraum typischen Tonbeschaffenheit, der gewissermaßen eine Leitform für den Zeithorizont des späten 12. und frühen 13. Jh. bildet „und diese Phase des