Die Ausgrabungen im Bereiche des „Schwedengrabens“, Flur Niederlauterstein, Lkr. Marienberg im mittleren Erzgebirge, bilden einen Beitrag zur Erhellung der Besiedlungsgeschichte dieses Raumes seitens der Archäologie. Der „Schwedengra ben“ 2 ist ein Trockengraben, der auf einer nach Osten in die Aue der Schwarzen Pockau sanft abfallenden Geländezunge knapp 1 km südöstlich von Niederlauter stein eine Wüstung umschließt (Geupel 1984 a). Die aufälligsten künstlichen Veränderungen an der Oberfläche des Wüstungs areals, mindestens fünf rundliche muldenförmige („pingenartige“) Vertiefungen (Taf. 15 a), gaben vor archäologischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen den Anlaß, den „Schwedengraben“ als Anlage zum Schutze des mittelalterlichen Bergbaues zu interpretieren (Geupel 1977, S. 46; Schwabenicky 1980, S. 40; Billig 1981, S. 292). Nachdem aber 1981 geophysikalische Messungen ausstreichende Erzgänge nicht bestätigten (Geupel 1984a; Adlung 1987, S. 39 ff.), wurde als Erklärung für die Gruben an destruierte eingetiefte Gebäude gedacht, eine Überlegung, die durch die Kenntnis der Befunde in Hradistko bei Davie in Böhmen (Richter 1982, Taf. 10) gefördert wurde. Für eine archäologische Sondierung wurde wegen des geringen Baumbewuchses eine Mulde im Südteil der grabenumzogenen Fläche ausgewählt. Sie hatte den Durchmesser von etwa 10 m und ein gegenüber der Umgebung etwas mehr als 1 m vertieftes Zentrum; ihren Rand begleitete eine flache, im Nordwesten nicht ganz geschlossene „wallartige“ Erhöhung. Eine erste Sondage stellte unter einer dünnen Waldhumusdecke regellos und relativ locker liegende Bruchsteine fest, die offenbar bis in größere Tiefe reichten. In einem anschließenden Kreuzschnitt durch die gesamte Mulde wurde aber dann in ca. 1 m Tiefe eindeutig gesetztes Mauerwerk angetroffen, das sich später als ein Stück der östlichen Fassade des Hausinnenraumes erwies. Durch eine Flächengrabung wurde danach das Mauergeviert eines gedrungen-rechteckigen Gebäudes freigelegt (Taf. 16). Es bestand aus in Lehm verlegten unterschiedlich großen, teilweise auch recht kleinen Bruchsteinen des örtlich anstehenden Gneises. Die Baugrubengrenze war im allgemeinen klar erkennbar, nur an der Westseite ging sie stellenweise fast unmerklich in den anstehenden lehmig-steinigen Boden über (Beilage 3). Die Profile zeigten eindeutig, daß die Baugrube von einer durch den flachen umlaufenden „Wall“ begrabenen Oberfläche aus eingetieft war. Die Fassade des Innenraumes bildete eine sorgfältig gesetzte und ausgezwickte Blende aus meist regelmäßigen Steinen mit glatten Flächen. Während sich die Ecken naturgemäß am besten erhalten hatten, war zwischen diesen das Mauerwerk weitgehend in den Innenraum abgerutscht und befand sich, besonders das der nördlichen Wand, nur noch mit der untersten Steinlage im ungestörten Verband 2 Der in der örtlichen Tradition überlieferte Name, neben den auch die Bezeichnung „Weiße Frau“ speziell für die das Wüstungsareal im Norden begrenzende Felswand tritt, geht wohl auf Ereignisse im Dreißigjährigen Krieg in diesem Raum und den Durchzug der Schweden zurück, dem u. a. die benachbarte Burg Lauterstein 1639 zum Opfer fiel. So ist es denkbar, daß sich hier in dem seinerzeit abseits der Verkehrswege gelegene Gelände — die heute Pockau und Niederlauterstein mit Kniebreche und Rittersberg verbindende Talstraße entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts — die Bauern verborgen hielten. Der ursprüngliche Ortsname ist unbekannt.