AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 163-176 DIE AUSGRABUNGEN IN DER WÜSTUNG „SCHWEDENGRABEN“ BEI NIEDERLAUTERSTEIN EIN HAUS DES 13. JAHRHUNDERTS Von Volkmar Geupel Den Fragen zu Burgenbau und Besiedlung im mittleren und westlichen Erzgebirge hat der Jubilar wiederholt sein wissenschaftliches Interesse zugewendet (Billig 1962; 1963; 1967; 1981; 1988). Die von Gerhard Billig praktizierte komplexe Behandlung der Probleme auf der Grundlage einer ergänzenden Zusammenschau von archäolo gischem und schriftlich-archivalischem Quellengut führte über die Fixierung des Forschungsstandes hinaus zu dauerhaften Ergebnissen und regte zu neuen Fragestel lungen an. Letztere forderten vor allem die Archäologie, die im pleißenländischen Erzgebirgs raum seinerzeit über eine nur ungenügende Quellenbasis verfügte. Die Fundsituation hat sich aber in den letzten beiden Jahrzehnten positiv verändert, so daß heute für die archäologische Forschung eine günstigere Quellenlage als vor 30 Jahren zu verzeichnen ist. 1 Die bei bodendenkmalpflegerisch notwendigen Maßnahmen oder bei zielgerichteten Feldforschungen gewonnenen Funde lassen aus heutiger Sicht keinen Zweifel daran, daß die Kolonisation des Gebirges keine allmählich fortschrei tende Landnahme war (Löscher/Voigt o. J., S. 93 f.; Leipoldt 1965, S. 46), sondern planmäßig und in einem Zuge während der zweiten Hälfte des 12. Jh. bis in die Kammlagen vollzogen wurde. Dieses Ergebnis der Archäologie fand inzwischen auch Eingang in die mediävistische Forschung und erbrachte in Verbindung mit der Neuinterpretation der geschriebenen Quellen neue Erkenntnisse über die Siedel bewegung und deren Träger (Kobuch 1978; Billig 1981). 1 Vgl. zusammenfassend Geupel 1988a. — Augustusburg, Lkr. Flöha: Schloß (ehern. Burg Schellen berg); Chemnitz: Benediktiner-Kloster (Geupel 1990a — mit Primärliteratur); Ehrenfriedersdorf, Lkr. Zschopau: Burg Greifenstein (Seyffarth 1973; Materialpublikation durch Y. Hoffmann und Verfasser in Vorbereitung); Eibenstock, Lkr. Aue: „Teufelsschloß“ (Geupel 1991); Gottesberg, Lkr. Klingenthal: mutmaßliche Bergbausiedlung (Geupel 1989, S. 46f., Abb. 2,1 — 6); Hartmannsdorf, Lkr. Zwickau: Bergbausiedlung „Hohenforst“ (Thuß/Coblenz 1965; Schwabenicky 1991, S. 8—13); Gebiet um Hohenstein-Ernstthal: Wüstungen (Eismann/Richter 1971); Niederlauterstein, Lkr. Marienberg: Burg Lauterstein (Geupel 1988b — mit Primärliteratur); Olbernhau, Lkr. Marienberg: Wüstung Ullersdorf (Geupel 1990b); Pockau, Lkr. Marienberg: Glashütte; Schwarzenberg: Schloß (Geupel 1983); Gebiet um Waldenburg, Lkr. Glauchau (Fleischer/Hoffmann/Schwabenicky 1991); Weißbach, Lkr. Zwickau: Ortskern (Beier 1988); Wolkenstein, Lkr. Zschopau: Schloß (Wernecke 1980); Zöblitz/Niederlauter- stein, Lkr. Marienberg: Burg-Siedlungs-Komplex Nidberg (Geupel 1988c — mit Primärliteratur); Zwickau: Stadtkern (Stoye 1990 — mit Primärliteratur); Zwickau-Marienthal: Wüstung Rappendorf (Stoye/Ullmann/Walther 1987). 11* 163