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AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 149-157 HERRENSITZE BISCHÖFLICHER LANDESHERRSCHAFT UM GÖDA-BISCHOFSWERDA-STOLPEN Von Christine Klecker Der Bischof von Meißen verfügte seit dem 11. Jh. in der Oberlausitz über umfangreiches Eigentum an Grundbesitz, das hauptsächlich auf königlichen Schen kungen zu freiem Eigen beruhte. So erhielt er 1007 (CDS II, 1,18) drei Burgwarde: Ostrusna (Dolgowitz), Trebista (Doberschau) und Göda 1 und 1091 (CDS II, 1, 38) vier Dörfer im Burgward Seitschen. 2 Von den acht Königshufen in Görlitz, die das Bistum 1071 (CDS II, 1, 31) von Heinrich IV. durch die Lehensverwirkung des Ozer erhielt, war im 13. Jh. nichts mehr zu spüren (vgl. Jecht 1923). Spätere Erwerbungen durch Kauf, Tausch oder Schenkungen liegen erst nach der Mitte des 12. Jh. vor. 3 Dieser Besitz bildete die Basis für die spätere Herrschaftsbildung. Die Schenkungen umfaßten jedoch nicht die Übertragung der vollen Verfügungsgewalt und uneinge schränkten Rechte durch den König, wie ein Diplom von 1144 (CDS I, 2, 175) verdeutlicht. Um die Mitte des 12. Jh. werden Anfänge bischöflicher Landesherrschaft zu nächst im Gebiet der Mulde sichtbar, wo der Bischof von Meißen ebenfalls Grund besitzer aus der Zeit der Burgwardorganisation war (Schlesinger 1973, S. 36). 4 Urkundlich faßbar werden diese Vorgänge 1154 (CDS II, 1, 50) für Kühren, 1160 (CDS II, 1,53) für Buchwitz und 1185 (CDS 1,2,512) für Löbnitz. Unter bischöflicher Leitung erfolgte in Kühren die Ansiedlung flandrischer Siedler mit Hilfe eines bäuerlichen Schulzen, während in Löbnitz ein bischöflicher Ministeriale genannt 1 Die Identifizierung von Ostrusna und Trebista wird unterschiedlich vorgenommen. Allgemein wird seit A. Meiche (1908, S. 145 ff.) Ostrusna mit Dolgowitz und Trebista mit Doberschau identifiziert. Dem folgen R. Jecht (1919, S. 63ff), M. Jänecke (1923, S. 22ff.), H. Helbig (1956, S. 63), M. Reuther (1957, S. 102ff), W. Schlesinger (1962, S. 74), G. Billig (1986, S. 285 ff). Andere Auffassungen vertritt J. Huth (1963, S. 91; 1971, S. 189ff.; 1973, S. 95). Auf die sprachliche Unvereinbarkeit von „Trebista“ mit Doberschau weisen E. Eichler und H. Walther (1975, S. 317) hin. 2 Die vier Dörfer im Burgward Seitschen werden unterschiedlich lokalisiert. Nach A. Meiche (1908, S. 145ff.)sindes Spremberg, Friedersdorf, Beiersdorf und Cunewalde; nach M. Jänecke (1923, S. 101 f.) sind es Gnaschwitz oder Dretschen, Birkau, Zockau, Cossern. Ähnlicher Auffassung ist J. Huth (1971, S. 199), der lediglich statt Gnaschwitz oder Dretschen auf Günthersdorf verweist. 3 1160 (CDB 2,210) bzw. 1165 (CDS 11,1,56) Prietitz, 1188 (CDS 11,1,61) Seidenberg (Zawidöw, Polen), 1221 (CDS 11,7,1, S. 222) Cunnersdorf bei Löbau, 1232 (CDB 3.1,23) halb Langenwolmsdorf (Lkr. Sebnitz). 4 1040 (CDS 11,1,22) Püchau an der Mulde, 1046 (CDS 11,1,23) Zschaitz bei Döbeln, 1063 (CDS 11,1,28) 50 Hufen im Burgward Schrebitz. Durch Fälschungen gelangte das Bistum in den Besitz der Ländereien um Wurzen, Pouch und Löbnitz (Schlesinger 1962, S. 168 ff.). 149