Verlauf der späteren Hohen Straße wäre in etwa identisch mit der Grenze zwischen Alt- und Neusiedelgebiet. Die vorhandenen schriftlichen Quellen lassen uns mit Blick auf die älteste Straßenführung im Stich. Weiterhin erschwert das Fehlen ausreichen der und aussagekräftiger Altstraßenreste die Bestimmung des möglichen Straßenver laufs zwischen Bautzen und Weißenberg. Können wir für das 14. und 15. Jh. von einer relativ gesicherten Verkehrsführung ausgehen, so muß für vorausgegangene Zeiten ein Verkehrskorridor mit mehreren Altstraßenverläufen zwischen Gröditz und Kittlitz, von Bautzen aus, angenommen werden. Ein geschlossener Straßenzug hatte sich im 10./11. Jh. noch nicht durchgängig herausgebildet, er entstand im 12./13. Jh. durch das Zusammenfügen älterer regionaler und überregionaler Teil stücke. Siedelbewegung und Landesausbau sowie die sich verändernde Verkehrstech nik wirkten dabei nachhaltig auf den Verkehrslauf ein. Zugleich kann man davon ausgehen, daß mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der späteren Sechsstädte das Festlegen bzw. Ausschleifen der West-Ost-Verbindung über einzelne Orte und Gebiete erfolgte. Im 14./15. Jh. überschreitet die Hohe Straße südlich von Weißenberg, bei Wasserkretscham, in einer Furt das Löbauer Wasser. 11 Dies zeigt sich in Berichten über eine Reihe von Überfällen auf Kaufleute und ihr Handelsgut im Gebiet von Weißenberg. Auch die seit 1400 nachweisbaren städtischen Geleitsdienste von Weißenberg nach Görlitz sprechen für diesen Verkehrslauf (vgl. zusammenfassend Seeliger 1921; Herzog 1986, Anm. 219). Eine Führung durch die Stadt ist auf Grund der fehlenden schriftlichen Quellen nicht anzunehmen. 12 In den Straßenprivilegien für die Oberlausitzer Sechsstädte (seit 1341) über den rechten Verlauf der Hohen Straße wird Weißenberg nie als Richtpunkt für Kaufleute erwähnt. Die Ursachen können vielfältig sein; bekanntlich war Weißenberg zu dieser Zeit keine landesherrli che Stadt mehr, bzw. die Straße führte bereits seit der Stadtgründung an ihr vorbei. Ältere Kartendarstellungen aus dem 17. —19. Jh., vor allem die Sächsischen Poststraßenkarten, bestätigen eher einen Verlauf südlich von Weißenberg. Eine direkte Straßenführung im Zusammenhang mit der Stadtentstehung bleibt somit vorerst unsicher. Diese Unsicherheit wird dadurch verstärkt, daß über Charakter und Entwicklungszeitraum einer Burg in Weißenberg ausreichende Quellen fehlen; weder Anfang noch Ende ist festzulegen. Eine Straßenschutzfunktion, die von der Burg ausgehen könnte, wird damit wesentlich relativiert. 11 Südlich der Stadt befinden sich entlang des Löbauer Wassers sehr steile Ufer, die keine Übergangstnög- lichkeiten erkennen lassen. Erst in Höhe von Wasserkretscham ergibt sich eine günstige Übergangsstel le über das Löbauer Wasser. Im Trend der ehemaligen Eisenbahnlinie, südlich vom Ort, können durchaus der spätmittelalterliche Verkehr und die jüngere Poststraße verlaufen sein. Südöstlich des Gutes Rotkretscham findet sich eine Hohle in der Feldflur. Fortführung durch Gut weitestgehend gestört, z. T. hineingebaut (Länge 100 — 120 m, Mbl. 4854, H 72400; R 78650). Weitere Übergänge ergeben sich bei Maltitz, Nostitz/Lautitz und bei Glossen, wo westlich des Ortes weitere Hohlen nachgewiesen werden konnten (Mbl. 4854, H 68850; R 77980). 12 Beide in Betracht zu ziehenden Furten durch das Löbauer Wasser in der Stadt Weißenberg, einmal südöstlich der Stadt (heutige Zufahrt von Bautzen) und zum anderen im Bereich der Mittelmühle (vor der Mühle in Höhe des Wehres), sind als lokale Straßenübergänge zu identifizieren, wobei letzterer wahrscheinlich der ältere ist und bereits in die Anfänge der Stadt zurückreichen kann.