Besitzrechte des Königs an diesem Gebiet für 1238 und vorher. Der böhmische König betätigt sich als Kolonisator und bedient sich dabei Ministerialer, wie derer v. Weißenberg. Königliche Eigentumspositionen bestehen auch im Gebiet von Rei chenbach und Melaune. Die 1238/39 (CDL sup. 1, 32, 35) erwähnten Sitze von Vögten in Bautzen, Görlitz, Löbau, Reichenbach und Weißenberg belegen diesen Sachverhalt. Die aus den Ablösungsprozessen und Grundbüchern 8 gewonnenen Belastungen, die auf den Grundstücken lagen, führen zu einer räumlichen Teilung der Stadt. Hauptsächlich nördlich und östlich des Marktplatzes konzentrieren sich die Abgaben an die Weißenberger Kirche. Die Nähe der belasteten Grundstücke zur Burg ist dabei nicht zu übersehen. Auch im Bereich der Mittelmühle wurden von den Grundstücken Abgaben und Dienste an die Pfarrkirche geleistet. Setzt man die städtischen Anfänge in die Zeit der v. Weißenberg, so könnten die kirchlichen Abgabenverhältnisse für die Rekonstruktion der Siedlung bedeutsam sein. Allerdings stellt sich wiederholt die Frage nach der Entstehungszeit der Kirche. Die Verteilung der durch kirchliche Abgaben belasteten Grundstücke in der planmäßig angelegten Stadt zeugt nicht von einer ehemaligen Dorfanlage. Vielmehr müssen Ansatzpunkte einer an mehreren Stellen begonnenen städtischen Ansiedlung durch bäuerliche Produzenten, Hand werker und einige wenige Kaufleute vermutet werden. Trotzdem ist die Relevanz der Abgabenverhältnisse schwebend. Ohne die Funktion des Abgabenbezirks genau bestimmen zu können, besteht die Gefahr einer Überbetonung quellenmäßig nicht belegbarer Sachverhalte. Mit dem Ausbau zu einem territorialen Mittelpunkt im Rahmen der Vogteiverfas sung übernahm die Stadt eine gewisse Vorortrolle in diesem Gebiet am Löbauer Wasser, einschließlich einer Nahmarktfunktion. Die Tätigkeit des Vogtes hat sich nicht nur auf das Stadtgebiet beschränkt, sondern erweiterte sich auf das umliegende Land (vgl. Helbig 1956, S. 70 ff.; Kötzschke 1938, S. 16ff.; Zweitdruck 1961, S. 150 ff.). Die Vogteieinteilung zeigt eine gewisse Gebietsgliederung, die sich an Königsgut und Städte anlehnt. Eine Rekonstruktion der zum Einflußbereich des Vogtes gehörigen Ortschaften fehlt bisher. Er sollte aber nur wenige Orte umfassen. Der Sitz des Vogtes wird im Bereich des ehemaligen Rittergutes, am südlichen Abhang, unmittelbar an der heutigen Zufahrt zur Stadt, vermutet (Knothe 1880, S. 331; Seibt 1928, S. 21; Karch 1959, S. 63). Die landesherrlichen Rechte am Ort gingen bis 1268 offensichtlich verloren, denn Weißenberg fehlt unter den Pertinen- zien der Markgrafen von Brandenburg in der Teilungsurkunde von 1268. Noch vor Ausgang des 13. Jh. gelangten die Adligen von Purschwitz zu Einkünften in Weißenberg, die sie 1293 (CDL sup. I, 85) der St. Petrikirche zu Bautzen schenkten. Diese Schenkung von 50 Maß verschiedenen Getreides bezog sich nur auf die Wiesen und Felder in der Stadtflur. In den Ablösungsverträgen (StA Dresden Nr. 2360 u. 3125) lassen sich diese Belastungen ebenfalls nachweisen. Auf eine Verfügungsgewalt 8 Für Weißenberg waren nur die sich in Privathand befindlichen Grundstücke aussagekräftig. Dadurch bleiben einige offene Stellen, wo die Art der Belastung unsicher ist. Eine Übertragung auf die Flurkarte der Stadt allein aus den Ablösungsrezessen ist nur bedingt möglich.