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wurde „civitas“ und „regio Budisin“ gleichberechtigt neben vergleichsweise riesigen Ländern wie „Boemia regio“, „Austria“ oder „Polonia" eingezeichnet. In der nächsten Umgebung von Bautzen sind nur Meißen, Prag, Naumburg und Halle dargestellt (vgl. Reuther 1955, S. 127 — 129). Zusammenfassend soll nochmals konstatiert werden, daß viele ältere Elemente bei der Ausbildung des Weichbildes der Stadt Bautzen ganz offensichtlich überformt und nicht mehr erkennbar sind. Eine intensiv betriebene interdisziplinäre Forschung vermag jedoch eine umfassende Darstellung der Siedlungsentwicklung von Bautzen von der milzenischen Stammesburg bis zur frühstädtischen Stadtsiedlung in groben Zügen aufzuzeichnen. Zum Zeitpunkt der ersten schriftlichen Erwähnung als „civitas Budusin“ im Jahre 1002 muß die slawische Burg auf dem Ortenburgfelsen bereits über 100 Jahre bestanden haben. Sie gehört mit größter Wahrscheinlichkeit zu einer der 30 „civitates“, die uns der sogenannte Bayrische Geograph für die erste Hälfte des 9. Jh. im Stammesbereich der Milzane überliefert hat (Knebel 1987, S. 3 —10). An diesem Stammeshauptort der Milzener beobachten wir bereits zu Anfang des 12. Jh. eine autochthone Stadtentwicklung, die im Vergleich zu anderen im mitteleuropäischen Raume von außerordentlicher Bedeutung ist (Hensel 1967, S. 120-124). Das im Jahre 2002 anstehende Millenium der schriftlichen Ersterwähnung von Bautzen sollte Anlaß genug sein, mit Hilfe der regionalen und überregionalen Forschung ein immer vollständigeres Geschichtsbild der Stadt zu erarbeiten. LITERATURVERZEICHNIS Billig, G. 1956: Die Aunjetitzer Kultur in Sachsen. Ungedr. Diss., Univ. Leipzig. Billig, G. 1958: Die Aunjetitzer Kultur in Sachsen. Katalog. Leipzig. Billig, G. 1979: Mittelalterliche Wehranlagen im Bezirk Dresden und ihre geschichtsideologischen Potenzen (Wiss. Z. d. Pädagog. Hochschule Dresden 5, Beih.). Dresden. Billig, G. 1985: Zur Arbeit mit dem Diagramm der Urkundenfrequenz in der Burgenforschung. In: Arbeits- u. Forsch.ber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 29, S. 377—398. Billig, G. 1989 a: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meißnischen Raum. Archäologisch-archi valisch vergleichende Untersuchungen. Berlin. Billig, G. 1989 b: Geschichte der Wasserburg Baruth, Kr. Bautzen. Zur Verschiedenartigkeit der Quellen und ihrer methodischen Abstimmung bei der Geschichte der Wasserburg Baruth. In: Letopis B36, S. 74—78. Blaschke, K. 1967: Nikolaipatrozinium und städtische Frühgeschichte. In: Savigny-Stiftung f. Rechts- gesch., Kan. Abt. 84, S. 273-337. Blaschke, K. 1989: Bautzen. In: Deutscher Städteatlas, Lief. IV, Nr. 3. Altenbeken. Brachmann, H. 1972: Zu einigen Aspekten der Entwicklung arbeitsteiliger Verhältnisse bei den sorbischen Stämmen an Elbe und Saale. In: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, T. II. Berlin, S. 135 — 149. Coblenz, W. 1958: Die Ostroer Schanze. In: Ausgrab. u. Funde 3, S. 229 — 231. Coblenz, W. 1962: Der Wall auf dem Proitschenberg bei Bautzen: In: Arbeits- u. Forsch.ber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 10, S. 189—212. Coblenz, W. 1964: Zur Stellung der Oberlausitz als Paßland in Sachsen. In: Jb. d. Röm.-Germ. Zentralmus. Mainz 11, S. 115 — 125. Coblenz, W. 1977: Archäologische Betrachtungen zur Gana-Frage im Rahmen der älterslawischen Besiedlung des Gaues Daleminze. In: Beiträge zur Archivwissenschaft und Geschichtsforschung. Weimar, S. 354—370. Coblenz, W. 1978: Ergebnisse und Probleme der ur- und frühgeschichtlichen Bodendenkmalpflege in der DDR. In: Archäologische Denkmale und Umweltgestaltung. Berlin, S. 45 — 53.