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stehung. 24 Auch das altslawische Dorf Seidau (sorb. Zidow) war sicherlich eng mit der Landesburg gekoppelt, denn 1550 wird es noch zum Burglehn gerechnet und unterstand der Landvogtei. 25 Die Begründung der ersten Kirche im Burg- und Vorburgkomplex von Budusin erfolgte kurz vor 1000, als Kaiser Otto III. im Zeichen der Erneuerung des Römischen Reiches (Renovatio imperii Romanorum) eine Pilgerreise von Regensburg aus nach Gnesen an das Grab des Heiligen Adalbert unternahm. Sein Weg führte mit größter Wahrscheinlichkeit von Meißen durch das Milzenerland über die Burg Budusin und von hier aus dann über das bei Thietmar bezeugte Ilva (dt. Eulau, poln. Ilawa) in Richtung Gnesen. 26 Der politische Hintergrund dieser Pilgerreise wird in den Bestrebungen des hochgelehrten deutsch-römischen Kaisers nach einem freundschaftlichen Zusammen schluß des Reiches mit den Staaten im Osten gesehen. Der über Budusin residierende Markgraf von Meißen, Ekkehard, wird dem Kaiser pflichtgemäß auf der via regia bis zum Burgzentrum in Budusin Geleit gegeben haben, wo auch schon eine deutsch-christliche Burgbesatzung anzunehmen ist. Aus diesem Sachverhalt heraus kann kein Zweifel daran bestehen, daß um das Jahr 1000 und wohl schon kurz davor (999) an der Stelle des heutigen Petridomes in Bautzen eine Johannes dem Täufer geweihte Kirche erbaut wurde (Schwarzbach 1929; Schlesinger 1962, S. 206,329). Thietmarszeitgenössische, filigrane Darstellung der deutsch-polnischen kriegerischen Auseinandersetzungen in den Jahren von 1002 bis hin zum Friedensschluß am 31. Januar 1018 in Budusin bezeugt die unitäre Stellung und Rolle der einstigen milzenischen Stammeshauptburg, die in diesen Kämpfen ihre größte Bewährungsprobe bestehen mußte. Um so verwunderlicher ist es, daß der gewissenhafte Chronist der sächsischen Kaiser nicht mit einem Wort die Kirchgründung bzw. ihr Vorhandensein in Budusin erwähnt. Die Burgbesatzung und ein großer Teil der Vorburgbewohner mögen schon in dieser Zeit Deutsche bzw. Polen gewesen sein, und beide waren Christen, und ein Gotteshaus am Ort war unabdingbar (Blaschke 1989). Die Burgwardkirche von Bautzen hatte eine überragende Stellung im Zentrum der milzenischen Landschaft inne. Die ringartig angeordneten frühen Auspfarrungen widerspiegeln den ursprünglichen Einzugsbereich von Burg und Kirche in Budusin (Schlesinger 1962, S. 206; Billig 1989a, S. 28). Im Jahre 1221 wird die alte 24 Aus der topographischen Lage, den Bebauungsparzellengrößen und der Jurisdiktionszugehörigkeit geschlußfolgert von K. Blaschke (1989; vgl. auch Wilhelm 1940, S. 22—29). 25 Vgl. Wilhelm 1940, S. 22 — 29. Der Ort Seidau (oso. Zidow, 1359 Sydow; vgl. Eichler/Walther 1975, S. 284, Nr. 773) liegt im Spreetal an einem linken Zufluß, dem Jordanbach. In heutiger Ortsmitte an der Wegegabelung nach Salzenforst und Kleinwelka wird der einstige Rundling in der Talsenke vermutet. Vgl. Plan des Dorfes Seidau, Zustand im Jahre 1920, von H. Sachsse (1926, S. 13, PI. 4). Beim Bau der Autobahnbrücke in der Nähe des Altersheimes Seidau wurden 1937 von Lehrer E. Ritter und dem Grabungsarbeiter H. Koch aus Bautzen slawische Keramikreste, Eisenstücke, Holzkohlereste und Hüttenwandbewurfstücke mit Abdrücken der Faschinenhölzer gefunden (vgl. Oberdörfer 1956, H. 8, S. 11). 26 Vgl. Lübke 1986, Regest-Nr. 333, S. 172, und 336, S. 174. „Renovatio imperii Romanorum (= Erneuerung des Reiches der Römer) war das politische Programm, das Otto III. 998 in Rom aufnahm. Nach Polen reiste der Kaiser selbst, wo er Herzog Boleslaw Chrobry am Grabe des heiligen Adalbert in Gniezno als Freund und Bundesgenossen des römischen Volkes begrüßte und ihm die Herrschaftszeichen eines römischen Patrizius übergab“ (vgl. Dt. Geschichte 1982, S. 411—415). Über den Reiseweg des Kaisers vgl. bei A. F. Grabski (1966, S. 94 f).