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die Befestigungsart und das Aussehen der Burg Budusin kann angenommen werden, daß die schwer erstürmbaren Seiten der Burghöhe an den Steilhängen zur Spree vermutlich nur mit hölzernen Palisaden befestigt waren, während die Zugangsseite an der Ostflanke, an die ein Hochplateau anschließt, mit einem Holz-Erde-Wall in bekannter slawischer Bauart, den Wallresten der Bronze- und frühen Eisenzeit aufgesetzt und mit dem entsprechenden Wallgraben davor, geschützt war. 18 Der umschriebene Geländesporn der Bautzener Burg weist im Zuge des Schloßgrabens eine natürliche Einschnürung auf, von wo aus nach Osten zu das Gelände zum Domberg (219,5 m NN) um einige Meter ansteigt und in die Breite ausfächert (Abb. 1). Durchmustert man die Keramikreste, die bereits vor ca. 90 Jahren und in jüngster Zeit bei Bodenbewegungen im Bereich der Ortenburg geborgen wurden, so kann eindeutig festgestellt werden, daß darunter auch Keramikfragmente sind, die von W. Frenzel als „karlingisch-mittelslawisch" bezeichnet und abgebildet worden sind (Abb. 2—3, Taf. 14) und auch aus heutiger Sicht in die Zeit vor dem Jahr 1 000 gesetzt werden können, was jedoch bei der Auswertung der neuesten Grabungen im Burgbereich bislang keine Berücksichtigung fand. 19 Bezeichnend ist auch die Tatsache, daß Thietmar, im Gegensatz zu Meißen und Liubusua, in Budusin expressis verbis kein suburbium erwähnt. Eine Klärung dieser Frage durch den Spaten des Archäologen ist bislang noch nicht gelungen und sollte bei einer zielgerichteten Stadtkernforschung künftig immer wieder im Auge behalten werden. 20 Ungefähre Lage und Umfang der Vorburg in Bautzen wurden immer wieder unter Berücksichtigung der topographischen Gestalt des Stadtterrains wie auch des späteren Straßennetzes auf der besagten Hochfläche, östlich vom Ab schnittsgraben der Hauptburg bis hin zum Domberg einschließlich der heutigen St. Petrikirche und des Rathauses, angenommen (Sachsse 1926, S. 20; Frenzel 1933, S. 74, Abb. 8; Schrammek 1984, S. 31 f., 47 ff.). Wie bei allen anderen westslawischen Stammesvororten muß auch für die Milzener-Stammesfeste Budusin bereits zu Beginn des 10. Jh. eine ständig zunehmende Ansiedlung verschiedener Berufszweige 18 Vgl. Frenzel 1933, S. 65 ff., Abb. 4 — 6. Neuere Grabungen in den Jahren 1988 bis 1990 haben den Nachweis der bronzezeitlichen Besiedlung und Wallbefestigung auf dem Ortenburgfelsen erbracht. Eindeutige Spuren des slawischen Anteils am Befestigungssystem konnten leider noch nicht erfaßt werden, wobei die Sondagen von recht geringfügigen Ausmaßen waren und die spätmittelalterliche Überformung im ganzen Ortenburgareal großflächige Verwischungen aufweist (vgl. Gerlach/Wilhelm 1990). 19 Vgl. Needon 1907/08; Frenzel 1933, S. 66—70, Abb. 5 — 6. — T. Gerlach (1987) und M. Wilhelm (1990) sowie E. Schmitt (1986) plädieren in den vorläufigen Materialveröffentlichungen für eine jüngere, nicht vor dem Jahre 1000 liegende Datierung der Keramik- bzw. Eisenfunde. Es wird festgehalten, daß vom Ortenburgplateau nach dem gegenwärtigen Forschungsstand nur Funde aus der Billendorfer Stufe und der Jungbronzezeit, hingegen keine eigentlich slawischen Funde, sondern nur solche des 11. und 12. Jh. vorliegen. Zum Zeitpunkt der ersten schriftlichen Erwähnung von Budusin zum Jahre 1002 muß der slawische Burgwall auf dem Ortenburgplateau allerdings bereits über 100 Jahre bestanden haben, denn er gehört mit größter Wahrscheinlichkeit zu den 30 civitates, die der Bayrische Geograph für die erste Hälfte des 9. Jh. für die Milzener überliefert (Billig 1989, S. 27). 20 Bei Baggerarbeiten vor Beginn des Wiederaufbaues der Westfront des Fleischmarktes im August 1985 konnten keine Siedlungsschichten eines Vorburggeländes erfaßt bzw. beobachtet werden.