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Scbloßberg mit Junkerei' und , Flasche H. Höckner hatte durch seine Grabungen 1932 und 1935 auf dem Schloßberg den Nachweis einer slawischen Besiedlung während des 8./9. Jh., eventuell im Bereich einer gleichzeitigen Befestigung in Nähe des Hausmannsturmes, also im östlichen, höher gelegenen Teil des Geländes, erbringen können. 6 Sichere Belege für eine Besiedlung des beachtlich niedriger liegenden Teils des Schloßberges fand er erst für das 11./12. Jh. Dabei war es möglich, die Überreste einer Angehörigen des Hochadels freizulegen, die in einem monolithischen Steinsarg mit Kopfnische bestattet worden war (Höckner 1938, Abb. 4). 7 Fraglos handelt es sich um eine Grablege im Inneren einer Kirche, deren Umfassungsmauern nicht erfaßt wurden. Somit mußte Höckner eine Besiedlungslücke für das 10./11. Jh. — also die Zeit der Ersterwähnung — konstatieren, die sich mit dem archäologischen Fundmaterial nicht schließen ließ. Interessant ist in diesem Zusammenhang die von A. Adlung in Auswertung seiner Untersuchungen getroffene Feststellung, daß im östlichen Hofbereich des Renais sance-Schloßkomplexes, also im Westteil des Schloßberges, zwei Gräben — offenbar ein Sohl- und ein Spitzgraben — nachzuweisen sind, die diesen Sporn über der ,Blauen Flut 1 von dem höher gelegenen Ostteil abtrennten. 8 Die Altersfrage für diese Gräben ist freilich noch nicht geklärt, wenn Spitzgräben zumindest westlich von Saale und Elbe einem älteren Horizont als Sohlgräben angehören (Nickel 1973). Man darf die Burg des 10./11. Jh. wohl in dieser Spornlage vermuten. Allerdings können nur archäologische Grabungen Klärung schaffen (Abb. 2). ,Junkerei' Nach dem Brand der Gebäude der „Junkerei’ an der Nordseite des Schloßberges erwies sich deren Wiederaufbau als notwendig. In diesem Zusammenhang war es 1989/90 möglich, durch gezielte Schnitte archäologische Einblicke in den Unter grund zu gewinnen. Dabei gelang im Hangbereich der Nachweis von sekundär gelagerten Funden der Jüngstbronzezeit, die damit einen Hinweis auf eine Besiedlung dieses Berges schon in urgeschichtlicher Zeit geben. Gleichzeitig konnten Befunde 6 Ob das von H. Höcker 1935 freigelegte Trockenmauerwerk tatsächlich zu einer slawischen Burgmauer gehört, können nur künftige Grabungen klären. Slawische Besiedlung des Areals ist eindeutig durch die Grabung von 1932 (Herdstellen) nachgewiesen (Corpus 1985, S. 390 f.). Die Lage auf der Höhe spricht aus meiner Sicht allerdings für eine als Ringwall angelegte altslawische Befestigung in Höhenlage, ein Burgentyp, der für die nachfolgenden Jahrhunderte nicht mehr nachgewiesen werden kann (Vogt 1987, S. 168f.). Das von Höckner (1938, Abb. 3) ergrabene in Lehm verlegte Bruchsteinmauerwerk dürfte eher zeitgleich mit der ,Flasche“ anzusehen sein. Zu dieser Problematik auch Huth 1979, S. 3. 7 Es sei daran erinnert, daß sowohl der Stifter des Benediktinerklosters Pegau, Graf Wiprecht von Groitzsch (Vogt 1987, S. 179, Anm. 113), als auch der Wettinische Markgraf Dedo von Groitzsch und seine Frau als Stifter des Augustiner-Chorherrenstiftes Wechselburg (Küas/Krause 1968, S. 103—110, Abb. 117, Taf. LXIII) in Steinsarkophagen mit Kopfnische bestattet wurden. Ähnliche Befunde liegen aus dem mittleren Saalegebiet vor (Schmidt/Nitzschke 1982) und lassen sich bis in den westeuropäischen Raum verfolgen. Eine Zusammenfassung der bisher bekannten Befunde zu diesem Thema wird vom Verfasser vorbereitet. 8 Herrn Dr. A. Adlung sei für die Übermittlung der Ergebnisse seiner Untersuchungen, die in Absprache mit der Museumsleitung erfolgten, an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.