Volltext Seite (XML)
mittelalterlichen Städte mit der gleichen Intensität erforscht werden können. Außerdem war es im damaligen Bezirk Leipzig noch nicht gelungen, wie in den zwei anderen sächsischen Bezirken — etwa in Bautzen, Pirna, Freiberg —, Stadtarchäo logen anzusiedeln. Die Wahl fiel auf Altenburg vor allem unter Berücksichtigung seiner großen historischen Bedeutung als Burgward (Billig 1989, S. 37 — 38) und Ausgangspunkt des reichsterritorialen Landesausbaus in Westsachsen bis an den Kamm des Erzgebirges seit dem 12. Jh. und die damit in Zusammenhang stehende Gründung von Klöstern sowie Städten wie in Chemnitz und Zwickau. Die relativ gute Quellenlage für Altenburg mit der Ersterwähnung von 976, seine Rolle als Pfalz, spätestens zur Zeit Barbarossas (Opll 1986, S. 30 — 32; Gockel 1984, S. 44 — 48), und die im Grundriß noch heute erkennbar unterschiedliche Entwicklung einzelner Siedlungsareale als Resultat arbeitsteiliger wirtschaftlich-sozialer Lebensbereiche innerhalb der Stadt bieten reale Chancen für erfolgreiche archäologische Forschun gen, zumal auch von naturwissenschaftlicher Seite planmäßige Mitarbeit angestrebt wurde (Abb. I). 3 Die komplizierte topografische Situation in Altenburg, dem Zentrum des Pleißegaues, gab für Mediävisten wie Archäologen und Lokalforscher Anlaß zu teilweise stark differierenden Hypothesen über Burgentwicklung, Lage der Pfalz und frühstädtische Entwicklung einzelner Siedlungszentren. Sie wurden einmal durch die glänzende historische Analyse der Entwicklung Altenburgs aus der Feder W. Schlesingers (1952) begründet, dem sich ein Teil der Forschung anschloß (Patze 1955; 1965, S. 6 —12; Opll 1986, S. 30 —32; Gockel 1984, S. 44 — 48 ; Kobuch 1990, S. 1 —10), zum anderen durch die bei archäologischen Ausgrabungen H. Höckners (1938) auf dem Gelände des Schloßberges gewonnenen Erkenntnisse, die durch zahlreiche Beobachtungen in Aufschlüssen im Altstadtgebiet noch vermehrt wurden (Höckner 1964). Eine Synthese unter Berücksichtigung aller ihm verfügbaren Quellengruppen legte E. W. Huth 1979 vor, wobei zu erwartende Reaktionen von selten der Historiker bislang ausblieben. Die Resultate der im Inneren der Bartholomäikirche durchgeführten archäologisch kunsthistorischen Untersuchungen legte kürzlich H. Magirius (1989; 1990) vor. Bemerkenswert sind die dabei gewonnenen Erkenntnisse über die romanischen Vorgängerbauten und vor allem zur Datierung der Krypta. Im Jahre 1988 begannen erste gezielte archäologische Sondierungen im Altstadt gebiet 4 und schließlich auch auf dem Gelände des Schloßberges von Altenburg. Sie sollen hier erstmals kurz vorgestellt werden (Abb. 1 und 2). 5 3 So liegt bereits eine von Herrn Dr. A. Adlung (Freiberg) durchgeführte geophysikalische Untersuchung vom Westteil des Schloßberges vor, die von den Altenburger Kollegen veranlaßt wurde und zu beachtlichen Resultaten geführt hat. 4 Die örtliche Grabungsleitung aller vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden in Altenburg durchgeführten Untersuchungen lag in den bewährten Händen von Klaus Bartel, aktiv unterstützt von Y. Hoffmann. Bei den Untersuchungen im Gelände der Junkerei 1 und der .Fleischerei“ leisteten Herr Dr. G. Keil (Schloßbergmuseum) und dessen Sohn wertvolle Hilfe. Allen Beteiligten sei hier nochmals gedankt. 5 Die gründliche Detailanalyse des Fundstoffes steht noch aus. Die umfassende Publikation unter Mitarbeit von K. Bartel und Y. Hoffmann wird vorbereitet.