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sache ist, daß das Blei in der mittelalterlichen Wirtschaft, besonders im Bauwesen, eine große Rolle spielte. Allein für die Dachdeckung des Veitsdomes in Prag mußte man 25 t Blei einführen. Bereits im 13. Jh. war in Europa ein schwungvoller Blei- handel im Gange (Molenda 1984). In diesem Zusammenhang dürfen zwei Urkunden nicht unerwähnt bleiben: 1318 - Geschworne Bürger und Ratsleute zu Freiberg bestätigen die letztwillige Verfügung des Heinemann Emmerich über das Hofmaß am Salze, einen Zins in den Krämen, seine Mühle, seine Berg- und Hüttenanteile und seine übrigen Besitzun gen zugunsten seines Bruders Hannus, seiner Ehefrau Gertrud und seines Schwa gers Hannus. In dieser Urkunde heißt es u. a. „von den teilen, di wir czume Bli- berge haben, soal min husvrowe ein halb czweinvirzichstel behalden." (Ermisch 1883, S. 51 f.) 1390 - Die Markgrafen Balthasar und Wilhelm, Friedrich, Wilhelm und Georg überlassen dem Münzmeister zu Freiberg Nickel von Meideburg das Bergwerk zu dem Ullrichsberg wie auch das Bergwerk zum Bleiberge bei Frankenberg (... daz bergwerk genannt zcu dem Bliberge, daz gelegen ist neben Frankenberg ...“) für eine jährliche Rente von 1 200 Schock Groschen. Meideburg wird gestattet, die Gru ben zu seinem Nutzen auch auf Silber zu betreiben, er darf sich eigene Schmelzhütten anlegen. Ihm wird weiter erlaubt, 30 Bergleute aus Freiberg mitzunehmen, sollte er aber mehr benötigen, kann er sie „zcu den Kutten“ 13 und von anderen Bergwer ken holen. In der Urkunde wird außerdem ein im Betrieb befindlicher Stollen am Bleiberg erwähnt, wohingegen der Bergbau auf dem Bleiberg selbst bereits darnie derlag. Die archäologische Datierung der Siedlung auf dem Treppenhauer und des Stollens am Westhang stimmen zeitlich mit den Urkunden überein. Außerdem ist der Treppenhauer das Frankenberg am nächsten liegende mittelalterliche Bergbauge biet. Der Bleiberg bei Frankenberg ist mit großer Wahrscheinlichkeit identisch mit der Bergbausiedlung auf dem Treppenhauer. 14 Die Erze des Treppenhauers sind offensichtlich an Ort und Stelle weiterverar beitet worden. Darauf deuten einmal die Funde des Unterlegeblocks und des Bo densteins hin. Überreste der pyrometallurgischen Prozesse sind die zahlreichen Schlak- ken. Über die Prozeßführung des Ausschmelzens läßt sich vorläufig noch nichts sa gen. Wahrscheinlich handelt es sich um kleinmaßstäbliche Verfahren. Es wird ange nommen, daß die mittelalterlichen Bergleute zunächst ihre Erze selbst verhütteten (Köhler 1955, S. 32). Die Eigenlehner konnten nur dann von ihrer Grube den Lebensunterhalt ihrer Familie bestreiten, wenn sie fündig war. Deshalb waren die Bergleute oftmals ge zwungen, ihre Arbeitskraft aus dem Resultat von Arbeit, die nicht im Bergbau gelei stet wurde, zu reproduzieren (Köhler 1955, S. 76). Den Abfall der Messinggießwerk statt wird man so deuten können, daß sich ein Bergmann neben der Arbeit in der 13 Kutten ist sicher nicht Kuttenberg (Kutn Hora/CSSR) sondern wahrscheinlich die Wüstung Kut ten bei Lößnitz (Kr. Aue). 14 Der Name Treppenhauer tritt erstmals im 16. Jh. auf; 1514 troppenhayr (Staatsarchiv Dresden, Außenstelle Freiberg, BA-F Bergbelehnungsbuch 1511-1520, Bl. 114).