Das Fehlen eines Steinfundamentes bei unserem Haus ist ein bautechnisches Da tierungsmoment. Nach K. Janssen (1977, S. 324 ff.) dürfte der Übergang zu den Bauten mit Steinfundament im dörflichen Bereich im 12./13. Jh. erfolgt sein. Diese Feststellung unterstreicht nochmals den bereits auf der Grundlage des keramischen Materials gewonnenen Zeitansatz an das Ende des 12. Jh. Wie für die meisten Dörfer des Erzgebirges fehlen auch für Weißbach mit Her- mersdorf historisch-archivalische Quellen aus der Besiedlungszeit. 13 Die Dotations urkunde des Klösterleins Zelle bei Aue aus dem Jahre 1173 (Rosenfeld 1925, Nr. 289) gibt uns aber einen greifbaren Hinweis, daß die Besiedlung des gesamten Ge bietes südlich von Zwickau bis in die Kammlagen des Erzgebirges im letzten Viertel des 12. Jh. erfolgt sein dürfte, denn die in dieser Urkunde aufgeführten 60 „novalia“, mit denen das Kloster ausgestattet wurde, bezeichnen Gebietsstreifen, die gerade erst gerodet worden waren bzw. noch zu roden sind. Mit der Auffindung und Untersuchung des Hauses konnte nun auch auf archäolo gischem Wege der Nachweis erbracht werden, daß Hermersdorf ebenso wie die Ge meinde Weißbach 14 und die meisten anderen Waldhufendörfer des Erzgebirges be reits an der Wende vom 12. zum 13. Jh. bestanden haben müssen. Entsprechend der keramischen Funde gehört der Hausgrundriß in den unmittelbaren Besiedlungs horizont. Dafür sprechen auch sowohl seine Kleinheit als auch das Fehlen eines Stein fundamentes. Vielleicht war es ein „Übergangsquartier“ für die ersten Jahre nach der erfolgten Dorfgründung, das dann, als die erste Etappe des Dorfausbaues und der Rodung abgeschlossen war, aufgegeben wurde. Die dann wohl bereits in der ersten Hälfte des 13. Jh. errichteten Nachfolgebauten möchten wir im Bereich des nur we nige Meter südlich liegenden Bauerngehöftes annehmen (vgl. Abb. 1). LITERATURVERZEICHNIS Billig, G. 1967: Zur Keramik der Burg Wiedersberg, Kreis Oelsnitz i. V. In: Arb.- u. Forsch.ber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 16/17, S. 473-493. Butter, K. o. J.: Sebottendorf - Ein Versuch. Maschinenmanuskript. Donat, P. 1980: Haus, Hof und Dorf in Mitteleuropa vom 7. bis 12. Jahrhundert. Berlin. Eismann, G./J. Richter 1971: Wüstungen bei Hohenstein-Ernstthal. In: Arb.- u. Forsch.ber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 19, S. 247-322. Gerlach, T./V. Geupel 1979: Die Ausgrabungen auf den Burgen Lauterstein und Nidberg bei Marien berg im Jahre 1977. In: Ausgrab. u. Funde 24, S. 47-51. Geupel, V. 1983: Archäologische Funde aus Schloß Schwarzenberg im Erzgebirge. In: Ausgrab. u. Funde 28, S. 22-30. 13 Die historische Entwicklung von Hermersdorf ist bis heute weitgehend ungeklärt. Aufgrund der räumlichen Nähe zum größeren Ort Weißbach dürfte die Ansiedlung nie richtig selbständig ge wesen sein und wurde vermutlich bereits wenige Jahr(zehnt)e nach der Gründung Weißbach zuge schlagen. So wird Hermersdorf beispielsweise in den historisch-archivalischen Überlieferungen des 14.-16. Jh. nicht erwähnt. Erste Nennungen stammen aus dem 18. Jh. Lediglich in der mündlich tradierten Überlieferung blieb der vermutlich einstige Name dieser Ansiedlung erhalten. 14 Keramik, die ebenfalls in die zweite Hälfte des 12. Jh. gestellt werden kann, wurde auch bei der Untersuchung im Bereich der Weißbacher Kirche sichergestellt. Die Bekanntgabe dieses Kom plexes soll nach Abschluß der Untersuchungen im Jahre 1987 erfolgen.