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zielle Einzelformen zeigen sich in einfachen, nach deutlicher Innenkehle senkrecht spitz oder rund auslaufenden Profilen (Abb. 4,3, 13,7). Die Welle bleibt als vor herrschendes Verzierungselement erhalten, wobei der Trend mehr zur linearen Aus führung geht (Abb. 6,11). In drei Fällen waren die Ränder innenverziert (Abb. 5,5,9, 12,11); es handelt sich offenbar um Schalen oder Schüsseln. Darüber hinaus sind Reihen von mehrzinkigen Einstichen anzutreffen. Parallelen zu dieser Keramik finden wir in der Leipziger DE-Ware (Küas 1976, S. 279 f.), die im 11. Jh. einsetzt und das 12. Jh. noch ausfüllt. Anscheinend nahtlos erfolgt der Übergang zur „blaugrauen“ Keramik des 13./ 14. Jh. Es finden sich teilweise Übergangsformen, die den Prozeß der Einführung der neuen Technologie deutlich werden lassen: nach modernen Gesichtspunkten gestal tete herkömmliche Ware (Abb. 6,11), aber auch „blaugraue“ Keramik, in herkömm licher Technik geformt (Abb. 7,8, 9,1,3). Die Ränder sind insgesamt noch schärfer profiliert. Exakte, mit scharfen Stempeln ausgeführte Verzierungen herrschen vor (Abb. 12,72, 15,7). Häufig treten Knaufdeckel auf (Abb. 1,9,11, 9,2,4, 15,14). Ein Fragment läßt sich zu einem Tüllengefäß ergänzen (Abb. 1,12). Verschiedentlich finden sich Reste von Napfkacheln (Abb. 13,73). Bei H. Küas (1976, S. 280 ff.) findet sich vergleichbare Keramik in der Leipziger Stufe F. Im 15. Jh. treten neue Formen auf, ein heller gelbweißer schamotteartiger Ton, teilweise schon glasiert, und erstes Steinzeug. 18 Die früheste Hohburger Keramik (Leipzig BC) weist für den Beginn der Besied lung auf dem Kirchberg jenen Zeitraum aus, zu dem die Burg auf dem Kleinen Berg (Spehr 1986, S. 9 f.) nach dem Sieg Heinrichs I. über die Daleminzier 928 ihre ur sprüngliche rein militärische Bedeutung verloren hatte. In der diesem Ereignis fol genden zentral geleiteten Phase kolonisatorischer Erschließung des Waldlandes ist auch der Hohburger Wirtschaftshof entstanden. Seine Befestigung unterstreicht sei nen Charakter als Königlicher Hof. 19 Dies ist ein für das Wurzener Land neuer Ge sichtspunkt. Er sollte, verknüpft und erweitert durch Sichtung und Neuerschließung des archäologischen Quellenmaterials, 20 dazu führen, die bisherigen, zwar immer wieder modifizierten, im Grunde jedoch festgeschriebenen Ansichten zur Entstehung und Entwicklung dieses Gebietes 21 zu überdenken und neu zu formieren. Im Rah men dieser Arbeit kann das nicht geleistet werden. Hier soll lediglich das bisherige Gedankengebilde von Hohburg her aufgerissen werden. 22 18 Mit dem Auftreten der Glasur tritt die optische Qualität des Scherbens mehr und mehr in den Hintergrund. 19 „Nach dem damaligen Recht gehörte die Errichtung von Befestigungen zu den königlichen Rega lien, so daß im Grunde genommen jede Burg dieser Zeitstufe eine Reichsburg darstellt.“ (Grimm 1958, S. 117). 20 U. a. Verbindung der Ergebnisse der Wüstungsforschung mit archäologischen Aussagen über sla wische Siedlungen. 21 Vgl. Anm. 1. 22 Mangels eigener Kenntnisse wird die Problematik der Urkunden nur am Rande gestreift, aus schließlich auf die angegebene Literatur zurückgegriffen und auf eine Kritik der Primärquellen verzichtet. Abgeleitete Gedanken sind als Anregung gedacht und bedürfen vielfacher Überarbeitung und Konkretisierung.