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gibt der Ort Baderitz. Der Ortsname ist vom altsorbischen *podegrodici abgeleitet und bedeutet „Leute unter der Burg“ (Eichler/Walther 1966, S. 18). Um die Bedeutung dieser Siedlung für den Festenberg und ihre sozialökonomische Funktion sowie ihre Entstehungszeit besser abschätzen zu können, bedarf es des Vergleichs mit anderen Siedlungen dieses Namens, da in ihnen gleichfalls Sub urbien vermutet werden. 67 Ihr Vorkommen im Altsiedelgebiet deckt sich archäologisch mit dem Verbreitungs gebiet der slawischen Keramik der von Brachmann herausgestellten „Leipziger Gruppe“ (Brachmann 1978, S. 224) einerseits und politisch mit dem nach 929 in den deutschen Feudalstaat eingegliederten Gebiet des Erzbistums Magdeburg und der späteren Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen andererseits, so daß vom Ver- breitungsgebiet her für die Entstehungszeit keine eindeutigen Schlußfolgerungen zu ziehen sind. Es handelt sich dabei u. a. um die Orte Podegrodici bei Zeitz, heute Flur Tröglitz (Ersterwähnung 976) (MG DO II, 139); Pothedrodice bei Wettin, später Pögeritz, heute Stadtteil von Wettin (1157) (UB Ma, 293); Pogeritz bei Halle, später Baweritz, heute Ot. von Halle-Reideburg (1347) (Dreyh. 70); Podegrodici bei Altenburg, heute Pauritz, Stadtteil von Altenburg (976) (MG DO II, 139); Podgrodis bei Mügeln, heute Baderitz (1221) (SK II, 176); Podgrodicz bei Zschaitz, heute Zschaitz, Ot. Baderitz (1313) (CDS II, 1, 285). Obwohl es noch andere Orte mit dieser sprachlichen Wurzel gibt, beschränkt sich der Vergleich auf die genannten Siedlungen, da sie unter gleichen oder ähnlichen sozialökonomischen und politischen Bedingungen entstanden sein dürften. Dafür ist es nötig, sowohl die Siedlung selbst (Flurform, Größe, Beziehung zur mittelalter lichen Stadt) als auch die Burg (archäologischer und topographischer Befund, politi sche Stellung der Burg und des Burginhabers) sowie die Beziehungen zwischen ihnen näher zu betrachten. (Tab. 2). 68 Bei allen aufgeführten Podegrodici-Siedlungen besteht eine deutliche Beziehung zur Burg. Da sie die Hauptkomponente darstellt, gilt ihr zuerst die Aufmerksamkeit. So handelt es sich bei den zu vergleichenden Anlagen durchweg um großräumige Höhenburgen mit guter strategischer Lage. Für fast alle ist Mehrteiligkeit nachweis bar, und ihre Vorwälle sind noch mehr oder weniger deutlich im Gelände zu er fassen. 69 Für alle Burgen lassen sich slawische Wurzeln nachweisen oder erschlie ßen, die mindestens bis in das 9. Jh. zurückreichen. Man darf sie als Zentrum des um liegenden slawischen Siedlungsgebietes auffassen. Tröglitz (Buzowe), Altenburg und 67 VgL dazu Schlesinger 1960, S. 83; Naumann 1964, S. 272; Eichler/Walther 1969, S. 243; Brach mann 1978, S. 158; 1982, S. 147. 68 Auf einige der genannten Punkte wurde in der Tabelle 2 verzichtet. Vgl. dazu Fiedler 1985, Bd. 2, Tab. 4. 69 Das gilt für die dreiteilige Burganlage Tröglitz (Buzowe), auf der das Kloster Bosau errichtet wurde, für die Doppelburg Wettin mit jeweils einem Vorwall (Grimm 1958, Nr. 698, 544), für den Festenberg/Baderitz mit Resten der Hauptbefestigung und der Vorwälle, für Zschaitz, eine Anlage mit zwei Vorwällen (OA Baderitz, Zschaitz). Bei Halle-Reideburg/Schanze sind jedoch nur Reste eines verschliffenen Rundwalls im Gelände auszumachen (Grimm 1958, S. 227). Für Altenburg ist Mehrteiligkeit mit Sicherheit anzunehmen.