LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Saxonica
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Band
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Titel
Die Entwicklung des Burg-Stadt-Verhältnisses in den bischöflich-meißnischen Städten Wurzen, Mügeln und Nossen von seinen Anfängen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
So muß sich die Untersuchung auf den *podegrodici-Ort Baderitz und die im 14. Jh. in den Quellen erscheinende „villa Vesten“ konzentrieren, wenn überhaupt die Wurzeln eines „Dienst- und Leistungssystems“ in Verbindung mit einem alten Suburbium erfaßt werden sollen. 3.2.2. Die Bedeutung des Ortes Baderitz Um festzustellen, ob sich an der Burg Mügeln/Festenberg seit älterslawischer Zeit ein Suburbium herausbildete, stehen namenkundliche, topographische, aber keine strati- graphisch geordneten archäologischen Quellen zur Verfügung. Einen wichtigen An haltspunkt liefert auch die Chronik Thietmars von Merseburg. Als für 1003 die „urbs Mogilini“ in der Chronik erwähnt wird, berichtet Thiet- mar darüber, wie die Bewohner der Burg die einfallenden Kriegsleute Boleslaw Chrobrys täuschten und die Burg Mügeln vor der Zerstörung retteten (V, 37). Er bezeichnet sic als „familiae und possesiones“. Aus dem Text geht hervor, daß nicht die Siedlung, sondern nur die Burg bzw. Vorburg selbst in Frage kommt. Offensicht lich handelt es sich um Angehörige der slawischen Bevölkerung. Schlesinger zieht zur Bestimmung dieser „familiae und possesiones“ weitere Thiet- mar-Stellen und die ältesten Kaiser- und Königsurkunden heran, um durch vergleich bare Formulierungen das Wesen dieser „familiae“ näher zu erfassen. 05 So sieht er in ihnen vom Königshof abhängige slawische Leute und sucht auch die Bewohner der Mügelner Burg „in Bereiche einer von Haus aus unfreien, nicht etwa erst von den Deutschen verknechteten slawischen Schicht“ (Schlesinger 1960, S. 98). Sicher hat er insofern recht, als bei den Slawen eine klassenmäßige Differenzierung einsetzte, bevor das Gebiet von den Deutschen erobert wurde. Das zeigt sich im Fundmaterial auf dem Festenberg (Reitersporn) und in der z. B. für Kemmlitz nachgewiesenen Existenz des cip-Korns 60 , aber auch die Mühlsteinproduktion des 8./9. Jh. in Sorn- zig dürfte im Auftrage eines slawischen Kleinfürsten erfolgt sein. Doch damit ist höchstens die rechtliche Stellung der Bewohner der Burg näher charakterisiert, weni ger ihre Tätigkeit. Man darf wohl in ihnen Bevölkerungsteile vermuten, die nicht mehr ausschließlich landwirtschaftlich tätig waren. Herrmann sieht in den Bewohnern eines Suburbiums handwerklich und kaufmännisch tätige Schichten, aber auch Krieger, Priester, Ritter und Diener zählt er dazu (Herrmann 1968, S. 238). Ein Hinweis sind in dieser Rich tung auch die im Suburbium der Burg Meißen im 10. Jh. lebenden „Vethenici“ (Thict. VI, 55; V, 9). Folgt man einer solchen Interpretation für die „familiae und possesiones“ der „urbs Mogilini“ von 1003, setzt das die Existenz eines slawischen Suburbiums an der Burg Mügeln/Festenberg voraus. Den wichtigsten Hinweis für eine solche Siedlung 65 Nach Schlesinger erscheinen die „familiae“ stets mit dem Begriff des Dienstes verbunden (Schle singer 1960, S. 97). 66 Handschrift!. Regest zu OU 3109, 3125; vgl. außerdem 1.2.3.