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nostrum episcopali" (CDS II, 2, 631), erbaut wurde, also nördlich der heutigen Stadt. 41 Meist wird an dieser Stelle ein ehemaliger slawischer Sumpfwall angenom men, um chronikalische Nachricht und topographischen Befund in Einklang zu brin gen. 42 Bisher konnte für diesen Standort allerdings kein eindeutiger Beweis erbracht werden. 43 Wenn der archäologische Befund höchstens zu Vermutungen berechtigt, so gibt es von topographischer Seite her nicht die geringsten Anhaltspunkte, daß sich unter der bischöflichen Wasserburg Mügeln eine Burg befunden habe, die dem Aus maß einer slawischen, unter deutscher Herrschaft weiterbenutzten Anlage entspre chen könnte. 44 Demgegenüber erbringt der Festenberg reiches archäologisches Material vom Ende des 8. bis zum 13./14. Jh. Neben Hunderten von Scherben, Knochenresten und Dach ziegeln wurde eine Reihe von Eisenfunden gemacht. Besonders hervorzuheben sind eine der wenigen in Sachsen gefundenen Pflugschare und ein verzierter Reitersporn. Beide stammen aus dem 9. Jh. 45 Das sind aber nicht die einzigen Eisenfunde. Vor allem in den 70er Jahren wurden Teile der Ausrüstung, Waffen und Werkzeuge ge borgen, die ins Heimatmuseum Mügeln gelangten und meist aus dem Mittelalter stammen. Ein gefundenes Schwert ging in unbekannte Hände über (Edler 1965, S. 263 f.). 46 Daneben treten Knochengeräte (Schlittknochen, Pfriemen) auf. Das Oberteil einer slawischen Handdrehmühle stammt aus einer Werkstatt in Sornzig. 47 Hohldachziegel mit Vogelkopf und die Gußform für ein Medaillon mit stilisiertem Vogel gehören in das 13./14. Jh. 48 Eine im Felsbrunnen gefundene Bleikapsel mit Münzen ging leider verloren (ebenda). Neben diesen Funden muß der umfangreichen, in die Hunderte Stücke zählenden Keramik besondere Beachtung geschenkt werden. Die Vielfalt und die Charakteri- 41 So bei: Sinz 1846 b, S. 18 ff.; Kretzschmar 1905, S. 77; Bönhoff 1907; Helbig 1940, S. 107; Deut sches Städtebuch 1941, Stichwort Mügeln; Handbuch d. hist. Stätten 1965, S. 236 (Mügeln). 42 Sinngemäß Kretzschmar 1905, S. 77; Handbuch d. hist. Stätten (Quirin) 1965, S. 236. 43 Nach Lesefunden zeichnet sich nördlich des Kammergutes eine jungslawische Siedlung ab, die ins 11./12. Jh. datiert wird und möglicherweise mit zwei Fundstellen in der Flur Altmügeln im Zu sammenhang steht (OA Mügeln; Corpus 1985, 151/24). 44 Selbst die namenkundliche Herleitung des Ortsnamens Mügeln aus aso. mogila Hügel (Eichler/ Walther 1969, S. 209) deutet eher auf eine Höhenburg, wenn man die Bedeutung von Grabhügel hier ausschließen will. 45 Zur Datierung Coblenz 1964 a, S. 318; Kretzschmar 1941, S. 50; Brachmann 1969, S. 289 f.; Neumann 1932, S. 133 ff. 46 Drei eiserne Sporen, mehrere Pfeil- und Lanzenspitzen, zwei Hufeisen, eine eiserne Sichel mit abgebrochener Spitze, ein Messer, eine große und kleine Axt, ein Striegel, eine Kandare, 16 Nägel, vier verschieden große Schlüssel und ein Torriegel befinden sich im Heimatmuseum Mügeln. 47 Das Oberteil einer Handdrehmühle gehört auf jeden Fall vor die Mitte des 13. Jh., da um 1250 in Sornzig, wo die Werkstätten der Mühlsteinhauer lagen, schon drei Wassermühlen bezeugt sind (SchR 599) und das nach 1241 bestehende Kloster auf dem Gelände der alten Werkstätten ent stand (Baumann/Thomas 1978, S. 125). 48 Auf meine Bitte hin begutachtete Herr Baumann (f) vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dres den die im Magazin aufbewahrten Funde vom Festenberg. Er stellte eine Kontinuität des kera mischen Materials vom Ende des 8. Jh. bis zur Mitte des 14. Jh. mit deutlichem Anwachsen im 11. Jh. fest und setzte u. a. die Hohldachziegel in das 13./14. Jh. ’(vgl. auch Corpus 1985, 151/4, 151/5).