LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Saxonica
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Titel
Die Entwicklung des Burg-Stadt-Verhältnisses in den bischöflich-meißnischen Städten Wurzen, Mügeln und Nossen von seinen Anfängen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
dieser Prozeß auch bei den Zimmerleuten und Schmieden vollzogen haben; das ist jedoch nur in Ansätzen für das Schmiedehandwerk archäologisch zu belegen. 38 Wie in anderen Gebieten wirkte sich für den slawischen Burgbezirk und den spä teren deutschen Burgward um den Festenberg das Vorhandensein eines Naturroh stoffes begünstigend aus. Der in Sornzig anstehende Kemmlitzer Quarzporphyr eignete sich durch seine spezielle Zusammensetzung und seine Form besonders gut zur Herstellung von Mahlsteinen für die bei den Slawen übliche Handdrehmühle (Baumann/Thomas 1978, S. 126). Da die Ende 1977 vom Landesmuseum für Vor geschichte Dresden durchgeführte Grabung Mühlsteine aller Verarbeitungsstufen zu tage brachte, gelang hier der Nachweis einer Mahlsteinindustrie, die von aus der Landwirtschaft herausgelösten Spezialisten betrieben wurde (ebenda, S. 125). Ihr iso liertes Siedeln kommt auch im Ortsnamen Sornzig (Ort der Mühlsteinbauer) zum Ausdruck (Eichler/Walther 1966, S. 322). Offensichtlich wurde in Sornzig noch in altslawischer Zeit für den Handel bzw. Austausch produziert. Die Nachfrage in an deren, auch weiter entfernten Gebieten, wie das z. B. für die Tornower Burg (B) nachzuweisen ist, und die ständig wachsenden Produktionserfahrungen führten zu einer ,,hohe[n] Produktivität, die mit der Zeit ein ständiges Mehrprodukt garan tierte“ (Brachmann 1978, S. 215). Aufgrund des hohen Entwicklungsstandes der Landwirtschaft im Mügelner Raum und der in verschiedener Form in den Quellen sichtbar werdenden beruflichen und sozialen Differenzierung kann man annehmen, daß wahrscheinlich noch im 9. Jh. die Voraussetzungen für eine suburbiale Entwicklung gegeben waren, die allerdings noch sehr fest im naturalwirtschaftlichen Rahmen verankert blieb. 3.1.2. Die Verkehrslage des Mügelner Raumes Die verkehrsmäßige Bedeutung Mügelns (Festenberg und heutige Stadt) aus einem bedeutenden Flußübergang abzuleiten, wie das für Wurzen und andere frühe Orte zutrifft, ist nicht möglich. Die Döllnitz ist zu unbedeutend, als daß ihre Überquerung zu einer Bündelung früher Verkehrswege geführt hätte. Eher gaben die größeren Flußübergange der Elbe und Mulde für die Verkehrslage Mügelns den Ausschlag. In Frage kommen hier die Elbübergänge Strehla, Merschwitz bei Riesa und Meißen (ab 10. Jh.) sowie die Muldenfurten bei Wurzen Püchau, Döben/Grimma und Leis nig. Einige frühe Verbindungswege zwischen Elbe und Mulde dürften auch Mügeln relativ zeitig berührt haben. Da in frühester Zeit im allgemeinen nur mit Richtwegen und nicht mit eigentlichen Straßen zu rechnen ist (Speck 1953, S. 148) und die landschaftlichen Gegebenheiten in diesem dichtbesiedelten Gebiet (keine größeren Flüsse, nur hügliges Gelände) eine Vielzahl von Wegvarianten gestatten, kann man besonders bevorzugte frühe 38 Bei der Ausgrabung in Sornzig wurden neben dem Ort, wo vermutlich die Steinmetzen ihre Werk stätten hatten, auch Schmiedeschlackenklötze gefunden. Schmiede waren notwendig, um die eiser nen, stumpf gewordenen Werkzeuge auszuschmieden und zu schärfen. Diese Tätigkeit kann eben falls bereits von Spezialisten ausgeführt worden sein (vgl. Baumann 1982, S. 160).