LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Saxonica
Strukturtyp
Band
Parlamentsperiode
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Wahlperiode
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Titel
Die Entwicklung des Burg-Stadt-Verhältnisses in den bischöflich-meißnischen Städten Wurzen, Mügeln und Nossen von seinen Anfängen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
tendes Beispiel dieses Vorgangs gelten (CDS II, 1, 50). Außerdem gibt er auch dar über Aufschluß, daß nicht alle Dörfer neu entstanden sind, sondern oft schon ein sla wischer Kern vorhanden war, der erweitert wurde, wie z. B. in Hohburg und Bur kartshain (Corpus 1985, 150/18; 150/4). Die bereits in altslawischer Zeit gut entwickelte Landwirtschaft führte auch im Wurzener Gebiet zu Ansätzen arbeitsteiliger Verhältnisse. Das widerspiegelt sich auch im archäologischen Fundmaterial. Am deutlichsten konnte die Eisenverarbei tung in Thallwitz (wahrscheinlich Wüstung Siedewitz) nachgewiesen werden. Die Funde (eine größere Zahl eiserner Luppen und Schlacken) werden von H.-J. Vogt als Produktionsstätte zur Eisengewinnung gedeutet (Corpus 1985, 150/46). Auch in Pausitz und Lübschütz wurden Eisenschlacken geborgen (ebenda, 150/34; 150/ 23). Bot das Gebiet um Wurzen und Püchau dem Bischof von Meißen bereits in der Zeit des Frühfeudalismus, als er es im 11. Jh. erwarb, eine beachtenswerte ökonomi sche Basis, auf deren Grundlage es im Zusammenspiel mit anderen Faktoren zur Herausbildung frühstädtischer Verhältnisse kam, so war der Bischof auch weiterhin (z. B. durch die Ansiedlung von Bauern) bestrebt, seine Herrschaft zu festigen und auszubauen. 2.1.2. Die Rolle der Burg Wurzen bis zur Auflösung der Burgwardverfassung Die Burgen Wurzen und Püchau waren im 10. und 11. Jh. Burgwardsmittelpunkte (Thiet. VII, 52) und sind mit großer Wahrscheinlichkeit slawischen Ursprungs. Sie können als die Hauptburgen der Landschaft „Neletici" an der Mulde gelten und dürften jeweils den Mittelpunkt eines slawischen Burgbezirks gebildet haben. Bei Püchau weisen der topographische Befund und die frühe Erwähnung von 924 (Thiet. I, 15) darauf hin, daß vor der deutschen Eroberung eine slawische Burg be standen hat; diesbezügliche Funde fehlen jedoch. Bei Wurzen kann nach der Ge samtsituation auf eine slawische Anlage geschlossen werden. Sie lag auf dem Plateau des Schloßberges und wurde durch die Rietzschke im Süden und die Mulde im We sten von mehreren Seiten natürlich geschützt. Das Gelände war groß genug, um einen slawischen Wall von beachtlichem Ausmaß zu fassen. Noch heute sind Flurstücke und Gebäude der ursprünglichen Form des Walles angepaßt. Inwieweit jedoch der Wehr anlage weitere Wälle vorgelagert waren, läßt sich aufgrund der Bebauung nicht mehr eindeutig bestimmen. Die zum Schloßberg parallel verlaufenden Gassen und das südlich liegende Suburbium (Abb. 4) lassen eine solche Möglichkeit zu. Von archäologischer Seite her gab die Notgrabung von 1964 durch das Landes museum für Vorgeschichte Dresden wichtige Aufschlüsse über die Nutzung des Burggeländes vom 10. bis 12. Jh. (Coblenz 1964 b, S. 527). Sie bestätigte die urkund- , liehe Erwähnung von 961 und damit die Kontinuität der Wurzener Burg. Keramik funde aus dem Wallgraben des Schlosses (Radig 1961, S. 22 f.) sowie unterhalb des nördlichen Schloßturmes vom 9. bis 12. Jh. (OA Wurzen; Corpus 1985, 150/51) vervollständigen das Grabungsergebnis (Abb. 2). Einen indirekten Beweis für den