Einzelproben des Tannenholzes aus Meißen sowohl bei der Rohdichte als auch bei den Festigkeitseigenschaften bemerkbar.. Von den drei Hauptbestandteilen des Holzes, Cellulose, Hemicellulosen und Li gnin, ist nach den Ergebnissen der IR-spektrografischen Untersuchung Lignin am we nigsten abgebaut, weil die entsprechenden Banden bei der Tannenholzprobe aus Mei ßen ausgeprägter sind als bei rezentem Tannenholz. Durch eine verringerte Banden intensität bei 1160 cm' 1 werden Kettenverkürzungen bei Cellulose und Hemicellu losen angedeutet. Schädigungen der Gerüstsubstanz müßten sich bei Biegefestigkeit und Schlagbiegefestigkeit, die beide vom Cellulosegehalt des Holzes beeinflußt wer den, stärker bemerkbar machen als bei der bei rezentem Holz stark vom Ligningehalt abhängigen Druckfestigkeit. Die Festigkeitsminderung beträgt aber bei allen geprüf ten Festigkeitsarten etwa 20 %. Niedrigere Druckfestigkeitswerte bei unverändertem Ligningehalt lassen sich so erklären, daß das amorphe Lignin nur in Verbindung der Gerüstsubstanz Cellulose hohe Festigkeiten bewirkt. Schädigungen am Cellulose gerüst, zu denen die Kettenverkürzungen gehören, beeinflussen daher auch die Druck festigkeit negativ. Obwohl das Tannenholz aus Meißen kein anderes Sorptionsverhalten als das re zente Tannenholz zeigt, wofür es verschiedene Ursachen geben kann (Kommert 1980), sind die Quellmaße etwas höher als bei rezentem Tannenholz. Am stärksten hat die Längsquellung zugenommen, was auch bei Eichenholz aus Ausgrabungen beobachtet wurde (Kommert 1980). Ursache können Verkürzungen der Celluloseketten und dadurch entstehende Lockerstellen im fibrillären Aufbau der Zellwände sein, die eine stärkere Ausdehnung in Längsrichtung ermöglichen. Da die Radialquellung etwas stärker zugenommen hat als die Tangentialquellung, ist die Quellungsanisotropie etwas weniger ausgeprägt als beim rezenten Tannenholz. Abschließend können die Eigenschaften des untersuchten Tannenholzes aus dem 10. oder 11. Jh. vom Burgberg Meißen wie folgt charakterisiert werden: Infolge gün stiger Lagerungsbedingungen ist das Holzstück nur im äußeren Drittel des Quer schnitts stärker zersetzt. Rohdichte und Sorptionsverhalten entsprechen weitgehend den Werten des rezenten Tannenholzes, die Festigkeitseigenschaften sind etwas nied riger, die Quellmaße etwas höher als bei rezentem Tannenholz. Damit ist der Erhal tungszustand sehr gut, und spezielle Konservierungsmaßnahmen sind nicht erfor derlich. LITERATURVERZEICHNIS Blazej, A. 1979: Chemie des Holzes. Leipzig. Burmester, A. 1972: Quellung und Quellungsanisotropie von Holz in verschiedenen Feuchtigkeits bereichen. In: Holz als Roh- u. Werkstoff 30, S. 380-381. Coblenz, W. 1966: Zur Ur- und Frühgeschichte von Land und Burg Meißen. II. Die Ausgrabungen auf dem Burgberg Meißen (Meißner Heimat, 4. Sonderheft). Meißen, S. 32-95. Fengel, D. 1971: Chemische und elektronenmikroskopische Untersuchung eines fossilen Fichtenholzes. In: Holz als Roh- u. Werkstoff 29, S. 305-315. Göhre, K. 1961: Werkstoff Holz. 2. Auf]., Leipzig.