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3,2-9). Im ehern. Benediktiner-Kloster in Chemnitz, Karl-Marx-Stadt sind sic un ter den Funden der untersten Schicht vertreten (Geupel/Schischkoff 1983, S. 20, Abb. 3,D3), die ausschließlich in das 12. Jh. gehört. In Prag ist dieser Randtyp für Fundkomplexe belegt, die zeitlich in der zweiten Hälfte des 12. Jh. beginnen und bis in den Anfang des 13. Jh. laufen (Malostranske nämesti und Liliovä ulice - Pavl 1971, S. 94, Abb. 1, 2, 43) bzw. im wesentlichen die erste Hälfte dieses Jahr hunderts einnehmen (Maltezske nämesti - Pavl 1971, S. 94, Abb. 24). Entspre chend den zitierten Parallelen dürfte sich das erörterte Randprofil auch auf dem Liebenstein in einem zeitlichen Spielraum bewegen, der von der zweiten Hälfte des 12. Jh. bis in das 13. Jh. reicht. Einen relativ hohen Prozentsatz bilden die mehr oder weniger steil aufgestellten kragenartigen Ränder (Abb. 2,3-IS). In den nordwestsächsischen Keramikserien, wie sie etwa aus Leipzig (Küas 1973) und von der Wiprcchtsburg in Groitzsch (Vogt 1978) vorlicgen, fehlt dieser Randtyp weitgehend; er begegnet aber im Vogtland (Pirk-Türbcl, Ot. von Großzöbern, Kr. Plauen - Billig 1954, Abb. 51; 1963, Abb. 37,1-2) sowie in Dresden (Mechelk 1970, Abb. 69 unten Mitte) und stellt in Böh men offenbar eine geläufige Form dar (Pavlü 1971, S. 35). Seine Zeitstellung wird dort mit 13. Jh. angegeben (Pavlü 1971, S. 102); im Dresdener Stadtkern liegt eine Datierung in das erste Drittel dieses Jahrhunderts vor (Mechelk 1970, Abb. 69), demgegenüber werden die Gefäße von Pirk-Türbel „um 1300“ angesetzt. 7 Mit die sen auseinandergehenden Datierungen des Vergleichsmaterials ist für die chrono logische Einordnung der in Rede stehenden Funde vom Liebenstein allerdings nicht viel gewonnen. Leider müssen wir bei unseren Scherben auf nicht unwesentliche Merkmale der Formgebung des ganzen Gefäßes verzichten. Die Bruchstücke lassen aber vermuten, daß die Gefäße im Detail voneinander abwichen, und wahrscheinlich verbirgt sich dahinter auch eine gewisse zeitliche Differenzierung. So erinnert z. B. die Scherbe Abb. 2,15 mit der deutlich abgesetzten Schulter an Gefäßformen des späten 12. Jh. Wir gehen deshalb wohl nicht fehl, wenn wir den Zeitumfang für die vorgelegten Ränder mit 12./13. Jh. umschreiben, zumal sie nach Tonbeschaffenheit, Brand und Farbe „vorgraublaue“ Ware repräsentieren. Fast zwei Drittel aller Randprofilierungen stellen Lippen (Abb. 4,3-16) und Kragen dar (Abb. 4,77-23, 5,7-27), deren Variationen weiträumig völlige Über einstimmungen aufweisen. Unter den stratifizierten Materialien der Wiprechtsburg in Groitzsch bilden sie die charakteristischen Randformen der blaugrauen Ware in Burg V (Vogt 1978, Taf. 70, 71) und sind damit hauptsächlich in die drei letzten Viertel des 13. Jh. datiert, wenn auch erste Kragenränder dort bereits etwas früher, in einer noch zu Burg IV gehörenden „Übergangsstrate“, erscheinen (Vogt 1978, Taf. 61). Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, „daß die Kragen ränder von Anfang an recht unterschiedlich gestaltet wurden, so daß sich aus der 7 Diese Zeitstellung (Billig 1963, S. 226) möchte der Autor heute auf die zweite Hälfte des 13. Jh. vorverlegen (mündl. Mitteilung).