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pretiert) worden. Methodisch betrachtet, kann eine Kumulierung gewisser Arten von Funden jedoch auch den unterschiedlichen Forschungsstand spiegeln, z. B. auf die Tätigkeit einzelner Personen zurückzuführen sein (z. B. Bubenik 1976, S. 375). Die Interpretation des Fundortes ho als ein Refugium kann man nicht grund sätzlich ausschließen, auch wenn im Verhältnis zum Ausmaß der durchgeführten Untersuchung dieser Tatsache die relativ große Menge aufgefundener Keramik wi derspricht. Die Funktion als Refugium ist bei den Oppida in breitem Ausmaße noch nicht diskutiert worden; deswegen ist es beim heutigen Stand der Kenntnisse nicht angebracht, über einen solchen Charakter von ho, etwa im Blick auf die große Ausdehnung der Innenfläche, zu spekulieren. Im Rahmen Böhmens schließt man auf die Funktion des Refugiums im Falle der 15 ha großen Anlage ance, die man, vor allem wegen der Abwesenheit keramischer Lesefunde, als einen Bestandteil des Oppidums Zävist betrachtet (Motykovä/Drda/Rybovä 1978, S. 143 f.). Hinsichtlich anderer Funktionen von ho fehlen uns, mit Ausnahme der praktisch sicheren Verteidigungsaufgabe in Anbetracht seiner strategisch hervorragenden Lage, die nötigen Belege. Scblußthesen Die Hypothese von der Existenz eines Oppidums auf dem Tafelberg Ühosf wird durch etliche Belege und eine Reihe von Indizien (nicht jedoch Beweisen) gestützt. Offensichtlich positiv sind die Fälle, in denen Quellen zur Verfügung stehen, die nicht aus minimalen Terrainuntersuchungen stammen; die Siedlungsaktivität der Kelten in der jüngeren Latenezeit ist eindeutig durch Lesefunde von Keramik be legt. Es ist ebenfalls notwendig, sich der Tatsache bewußt zu werden, daß sich Ühosf am nördlichen Rand der Latenekultur befindet. Dieser Umstand läßt Peri- pherisationen allgemeiner Merkmale des Oppidums erwarten, u. zwar desto häu figer bzw. stärker, je weiter die Entfernung von den Zentren keltischer Zivilisation wird (Gensen 1969, S. 23). Das Ergebnis von theoretischer und Feldforschung fassen wir in drei Punkten zusammen: 1. Wahrscheinlich könnte man Ühosf als das bisher einzige vermutliche Oppidum/ Refugium? in Nordwestböhmen qualifizieren. Die Fakten, welche die Existenz eines Oppidums in Ühosf stützen, sind praktisch identisch mit den Argumenten für Zar- ten/Tarodunum (Fischer 1971 a, S. 421-424), Houbirg (Vollrath 1961) und Rain berg (Reitinger 1971, S. 467 f.), die von mehreren Forschern traditionell für Oppida gehalten werden, obgleich die Zahl der Merkmale für deren Identifikation manch mal kleiner als im Falle Ühosf ist (z. B. Jansovä 1965, S. 28-31; Pescheck 1963). Ein Desiderat bleibt die systematische Durchführung von Flächengrabungen, die nicht nur die theoretische Funktion von Ühosf als Oppidum/Refugium, sondern auch die komplizierte Siedlungssituation am Rande der keltischen Besiedlung Böhmens erhellen könnten. 2. Die Besiedlung Nordwestböhmens nach dem Auflassen der Flachgräberfelder am Ende der Stufe LT CI (erste Hälfte des 2. Jh.; vgl. Waldhauser 1978, S. 139