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völkcrung von Nordwestböhmen vollzogen haben. Im Hinblick auf die Provenienz einiger Verzierungsarten der Keramik käme eine germanische Besiedlung in Be tracht. Die Möglichkeit, ho als ein keltisches Oppidum zu interpretieren, ist also im Prinzip mit der Lösung der Frage verbunden, ob die Besiedlung der Gegend unter halb des Erzgebirges in der Oppidazeit (LT C2-D1) keltisch oder nichtkeltisch (ger manisch) war. Es ist dabei zu erwähnen, daß die Besiedlung der nordwestlichen Nachbarschaft (ein Teil Thüringens, Osthessen und das obere Mainbecken), wo sich nachweislich oppidumartige Anlagen finden (Peschel 1979, S. 237, Abb. 7), in der untersuchten Periode ethnisch nicht als eindeutig germanisch betrachtet worden ist. 6 Die einzige Ausnahme stellt hier neuerdings die Meinung von W. E. Stöckli (1979, S. 107 ff.) dar. Bereits im Jahre 1976 sind in der nördlichen Hälfte Böhmens drei ausgeprägt dif ferenzierte Keramikkreise deutlich erkannt worden: der ostmittelböhmischc mit „tiefgerauhter“ Oberfläche (zum Terminus Jansovä 1974), der nordwestböhmische mit grober Keramik und eigenartigen Verzierungselcmcntcn und der zur Boden bacher Gruppe gehörende mit Keramik des Typs Libochovany (Waldhauser 1976, Kt. 1). Die Absonderung der nordwestböhmischen Ökumene als „Randgruppe der latenezeitlichen Kultur in Böhmen“, auch im Rahmen einer „isolierten Lokalent wicklung der Bevölkerung im mittleren Egerflußbecken“, ist indirekt akzeptiert wor den (Koutecky/Venclovä 1979, S. 101; Drda 1977, S. 390). Nach der Feststellung von P. Drda (1977, S. 390), daß die spätlatenezeitliche Keramik aus dem mittleren Ohfebecken „sich in einigen Vorbildern bereits der Römerzeit genähert hat“, haben D. Koutecky und N. Venclova (1979, S. 101) am Beispiel der Keramikanalyse für Pocerady die Unterschiede zwischen Nordwestböhmen (einschließlich der Gruppe von Podmokly) und Mittelböhmen erfaßt. Die Verzierungselemente aus der Re gion unterhalb des Erzgebirges „genügen der Festlegung der Ethnizität zwar nicht“, aber Nordwestböhmen soll - und das stellt eine ganz neue Tatsache dar - in die sog. Kontaktzone der keltischen und der germanischen materiellen Kultur gehören. Ähnlich ist auch W. E. Stöckli (1979, S. 90-93, 106-111) beim Studium des Verhält nisses zwischen der groben und der auf der Töpferscheibe hergestellten Keramik in nur zwei kulturell unterschiedlichen Fundorten (Ncstemice, V. Ves) zu der Meinung gekommen, Nordwestböhmen habe zu der sog. mittleren Zone gehört, zu einem Be reich also, in welchem eine nichtkeltische Besiedlungsethnizität eher vermutet wer den kann. Alle diese, wenn auch sehr vorsichtig formulierten Thesen haben insofern einen gemeinsamen Nenner, als die genannten Forscher (m. E. von einem methodisch nicht akzeptablen Grund ausgehend) bestrebt sind, nach Verzierungs- und technologischen Keramikmerkmalen die ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerung im Gebiet unter halb des Erzgebirges in der Oppidazeit zu bestimmen (bzw. zu bestreiten). An dieser 6 Vgl. Hachmann/Kossack, Kuhn 1962, S. 129; Pescheck 1978, S. 106; Peschel 1978; Autorenkol lektiv 1979; Spehr 1980, S. 23.