AFD Arbeits- u. Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 27/28,1984 S. 167-189 DIE OPPIDUMARTIGE ANLAGE ÜHOST (BURGBERG) BEI KADAN UND DIE KELTISCHE BESIEDLUNG NORD WESTBÖHMENS AM ENDE DER LATNEZEIT (FAKTEN UND HYPOTHESEN) Von Jin' Waldhauser Einleitung Das Gebiet Nordwestböhmens unterhalb des Erzgebirges, dessen Grundriß die Ohre (Eger) und deren Nebenflüsse schaffen, befindet sich zwischen zwei in der Jung- und Spätlatenezeit unterschiedlichen Siedlungsgebieten (Ökumenen): Einerseits grenzt es unmittelbar an Zentral- und Südböhmen mit seinen typischen Oppida, andererseits wird es nur durch eine Gebirgskette von Südthüringen mit seinen charakteristischen latenezeitlichen Befestigungen oppidumartigen Charakters (z. B. Kleiner Gleichberg bei Römhild) getrennt. Die Problematik der latenezeitlichen Befestigungen im nord westlichen Böhmen, die für die Kenntnis der Siedlungsstruktur von Bedeutung ist, war jedoch bisher leider nicht Gegenstand des Forschungsinteresses. Ziel dieses Beitrages ist es, die Aufmerksamkeit auf die strategisch exponierte Lo kalität von ho mit Keramikfunden aus der Jung- und Spätlatenezeit zu lenken und gleichzeitig allgemein die bisherigen Erkenntnisse aus dem Studium dieses Fund ortes und der mitteleuropäischen Oppida gegenüberzustellen. Die Absicht dieser Studie muß darin liegen, auch einen Standpunkt zu der überraschenden Hypothese aus dem Ausgang der siebziger Jahre zu gewinnen, die eine nichtkeltische Besiedlung Nordwestböhmens im Zeitraum des 2. und 1. Jh. v. u. Z. (LT C2-D1) voraussetzt, wie sie von vier Forschern, nämlich P. Drda (1973; 1977; 1980), D. Koutecky mit N. Venclova (1979) und W.-E. Stöckli (1979), vorgetragen wurde. Beschreibung des Fundortes Der Tafelberg Ühosf (in der Literatur ebenfalls Burgberg genannt) befindet sich am rechten Ufer der Ohre etwa 3 km südwestlich der Stadt Kadan im Kataster der Ge meinde hoany (Abb. 1, 2, Taf. 23, 24,3). Es handelt sich um eine deutlich er höhte ausgedehnte Hochebene, im geologischen Sinne um einen gehobenen Basalt block der Doupovske hory, der sich durch einen ungefähr viereckigen Grundriß mit einem Innenmaß von ca. 78 ha (Preidel 1969, S. 3) auszeichnet. Das Hochplateau senkt sich mäßig vom Südwesten (592 m NN) nach Nordosten (495 m NN). Die Abhänge von Ühosf sind im Norden, Osten und Westen sehr steil und weisen stel lenweise Felsabstürze auf; die Höhendifferenz gegenüber dem Terrain am Bergfuß beträgt 60-120 m (Abb. 2, Taf. 23,7). Der durch breite Terrassen gegliederte süd-