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S. 25 f., 36). Das Bild einer „etwas vernachlässigten Zone zwischen zwei bedeutungs vollen Aunjetitzer Kulturzentren“ (Pleinerovä 1967 b, S. 61 f.), in dem „das Wirt schaftsleben keine einschneidenden Wandlungen erfuhr“ (Pleinerovä 1967 a, S. 5, 28), bedarf, so pauschal gezeichnet, inzwischen freilich bestimmter Korrekturen. Die Auffassung, daß an der sächsischen Elbe Jungaunjetitzer „Funde der Stufe III nahezu völlig fehlen“ (Pleinerovä 1967 a, S. 13, 32), läßt sich heute - so absolut wenigstens - nicht mehr aufrechterhalten. Der wiederholt betonte Mangel an Bronze beigaben kann für den Dresdener Raum kaum als erwiesen gelten. Denn eine Hand voll Grabinventare, die zudem oft nur nachträglich als solche bestimmt worden sind, reicht für eine derartige Aussage im Grunde nicht aus, und einzeln überlieferte Bronzen wie die Briesnitzer könnten sehr wohl aus Gräbern stammen. Der Reichtum an Bronzehortfunden, der gebietsweise sogar die nordwestböhmischen Verhältnisse übertrifft, war bereits früher aufgefallen (Pleinerovä 1967 a, S. 23, 35). Entlang der Elbe wurden bekanntlich Veterov-Einflüsse in das Saalegebiet vermittelt. Auf sie geht wahrscheinlich auch der Dosenrest (?) von Dresden-Nickern zurück. Eine ähn liche Verbreitung zeigen beispielsweise die im Dresdener Raum auffällig konzen trierten böhmischen C-Rand-Schalen. Der erste Nachweis einer befestigten Siedlung aus Spätaunjetitzer Zeit in Sachsen auf dem Schloßberg bei Mutzschen, Kr. Grimma (Simon 1985 a), sowie ein kürzlich in einer Spalthöhle des Elbsandsteingebirges ge borgenes Aunjetitzer Gefäß (Coblenz 1985) lassen ebenso wie nicht zuletzt die hier vorgestellten Steinkistengräber von Gostritz mit weiteren Überraschungen rechnen. Bei aller Zufälligkeit einer solchen Aufzählung wird deutlich, welche besondere und offensichtlich nicht unbedeutende Rolle der selbst gegenüber Nordsachsen an geblich „ärmeren Gegend von Dresden“ (so noch Pleinerovä 1967 a, S. 10, 31) in Wirklichkeit als .Brückenkopf“ bei der Vermittlung progressiver kultureller An regungen aus Böhmen ins Elbsaalegebiet während der entwickelten frühen Bronze zeit zugekommen ist. Die Blüte der Leubinger Kultur ist ohne solche Kontakte schwerlich erklärbar. Ob dem kulturellen Austausch zwischen dem nordwestböhmi schen und sächsischen Elbegebiet eine ähnliche Bedeutung bereits am Ende des Neolithikums und in der Formierungsphase der Aunjetitzer Kultur zugekommen ist (vgL zuletzt Billig 1977, Anm. 96, gegen Pleinerovä 1967 a, S. 13 f., 33; 1967 b, S. 62), sei dahingestellt. Unser siedlungsgeschichtlicher Befund spricht zumindest für graduelle Abstufungen. Diese anhand eines größeren archäologischen Materials feinchronologisch aufgeschlüsselt zu verfolgen, bleibt künftigen Untersuchungen vorbehalten. LITERATURVERZEICHNIS Zeitschriftenkürzel: AFD = Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege; AR = Archeol. rozhledy; AuF = Ausgrabungen u. Funde; JmV = Jahresschr. f. mitteldt. Vorgesch., bis Bd. 31 Jahres- sehr. f. d. Vorgesch. d. sächs.-thür. Länder; PA = Pamätky archeol. Bach, A./H. Bach/K. Simon 1972: Anthropologische Aspekte der Bevölkerungsentwicklung im west lichen Mitteldeutschland. In: JmV 56, S. 7-38.