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1980 b, S. 71 f., Kt. 2 b, 3 b). Im Tiefland werden diese Vorgänge nicht so offen bar, 74 doch deutet sich auch für die benachbarte nordsächsische Fundgruppe um Riesa ein solcher Jungaunjetitzer Besiedlungsausbau an, der geeignete Räume einer seits bis Grimma und Oschatz, andererseits bis Großenhain einbezieht und süd wärts über das Elbtal bei Coswig fast die Dresdener Siedlungsinsel berührt (vgl. Pleinerovä 1966, Kt. II mit III; 1967 a, S. 12, 32; dazu Ergänzungen wie Coblenz 1973; Simon 1985 a). Alle diese sich ergänzenden und stützenden archäologischen Befunde, die sicherlich vermehrt werden könnten, sprechen für ein weiträumiges Geschehen, das u. E. durchaus mit dem spätbronzezeitlichen Landesausbau’ (Jäger/ Lozek 1978; 1982) verglichen werden darf. Das total veränderte, dem Ausgangs zustand ähnelnde Fundbild der älteren Bronzezeit im Dresdener Raum, das wie derum in anderen Gebieten Entsprechungen findet (z. B. Bouzek 1969, S. 25 ff.; Lies 1977, S. 20 ff., 29; Müller 1980 a, S. 89 f., 107; 1980 b, S. 71 f.) signalisiert demgegenüber offenbar eine erneute drastische Reduktion der Besiedlung, die erst während der voll ausgebildeten Lausitzer Kultur wieder wettgemacht worden ist (Jacob 1982, S. 43 f.). 75 Bei aller Fixierung ur- und frühgeschichtlicher Nutzräume auf bestimmte öko logisch bevorzugte Zonen hat es im Elbtal bei Dresden also einen charakteristi schen periodischen Wechsel der Besiedlungsschwerpunkte und -grenzen gegeben, den es lohnte, im einzelnen herauszuarbeiten (Andeutungen bei Jacob 1982, S. 40, 44 f., 47, 49). Da Vergleichbares für dieselbe Zeit in anderen Gebieten sowie weit räumig während anderer Perioden faßbar wird, müssen überregionale Ursachen da für verantwortlich gemacht werden. Wir suchen sie letzten Endes in Klimaschwan kungen. Ohne in einseitiger Überspitzung einem ,klimatischen Determinismus' das Wort reden zu wollen, erweisen sich die üblicherweise zur Erklärung herangezoge nen, weil in der Tat eng damit verbundenen kulturgeschichtlichen Phänomene (kul turelle Blüte, Einführung neuer Produktionsmethoden, soziale Differenzierung, gesteigerter materieller oder ideeller Austausch, politische Auseinandersetzun gen, Bevölkerungsbewegungen usw. bzw. gegenteilige Erscheinungen) letztlich als sekundär abgeleitet. Über das Wohl und Wehe jener alten Gesellschaften entschied in erster Linie die Beschaffung des täglichen Brotes. Die extensiv-bäuerliche Le bensgrundlage war in einem weit stärkeren Maße, als wir uns vorzustellen gewohnt oder bereit sind, von der Gunst bzw. Ungunst der Natur abhängig. Angesichts des wirtschaftsbedingt extrem schmalen ökologischen Spielraumes haben schon ver gleichsweise geringfügige und kurzfristige Änderungen des Niederschlags und der 74 In der Gegend von Magdeburg kehrt sich der besiedlungsgeschichtliche Befund sogar scheinbar in das Gegenteil um. Hier hat die Aunjetitzer Kultur ebenfalls vorher unbesiedelte Räume (Niedere Börde) neu erschlossen. Doch ist „mit ganz geringen Ausnahmen in diesen Bereichen nur die ältere Aunjetitzer Kultur vertreten. . . . Der plötzliche Bevölkerungszuwachs und der steile Ab bruch in der Entwicklungsstufe zum Hochaunjetitz läßt viele Fragen offen.. .“ (Lies 1974, S. 85 ff., 89, Abb. 13, 14). 75 Das zeigen in der Umgebung unserer Fundstelle (vgl. Abb. 1) ein böhmisches Absatzbeil jüngerer Form (FpL 296) sowie jungbronzezeitliche Siedlungsspurcn (Fpl. 112, 256, 290) (Jacob 1982, S. 88, 104).