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sichtlich um die Füllung eines sargähnlichen Behälters aus organischem Material. Al lerdings läßt sich kaum entscheiden, ob es um einen Baumsarg (z. B. Voigt 1952, S. 73 ff., Taf. X, XI,7; 1955, S. 29 ff., Taf. III; Pleinerovä 1981, S. 352 ff., Abb. 1), um eine gezimmerte Holzkiste bzw. einen Rahmen aus Bohlen (z. B. Spehr 1967, S. 64 f., Abb. 3, 4; Pleinerovä 1981, S. 364 ff., Abb. 2, 3) oder aber um eine Aus kleidung mit Baumrinde o. ä. (z. B. Pleinerovä 1960, S. 22 ff., Abb. 8) ging. 27 Für letzteres könnten das Ausbleiben jeglicher organischer Spuren (in Form dunkler bandförmiger Verfärbungen) sowie das muldenförmige Profil des Bodenpflasters sprechen. Die Doppelung von Steinkiste und Holzeinbau ist mehrfach überliefert (z. B. Höfer 1902, S. 35; Felcman 1908, Sp. 238 f.). Hölzerne Särge sowie Bettun gen in anderen organischen Materialien (ohne Steinkiste) gelten innerhalb des Aun- jetitzer Grabritus als alte Merkmale (zuletzt Müller 1977, S. 207 f.), waren aber nicht auf diesen Abschnitt beschränkt (Primas 1977, S. 35, 67 f.). Da die Skelette - wie im Dresdener Raum gewöhnlich - vollständig vergan gen und auch Leichenschatten nicht erkennbar waren, können über die Bestattungen selbst nur indirekte Aussagen getroffen werden. 28 Die geringen Ausmaße der Go- stritzer Kisten sprechen dafür, daß in solchen Gräbern eher nur ein Toter beerdigt worden ist - auch dies ein Hinweis auf jüngeres Alter (Fischer 1956, S. 183 f.; H- sek/Pleinerovä 1978, S. 368). Zweierbestattungen von Erwachsenen führten dem gemäß zu einer Doppelung der Kisten. In unseren beiden Fällen waren jeweils eine Anlage mit Steindecke, überwiegend mauerartigen Wänden und ebenem Boden pflaster (Grab 1 und 4) und eine ohne Steindecke, überwiegend plattenförmigen Wänden und gemuldetem Bodenpflaster (2 und 3) miteinander vereint. Handelte es sich um verschiedengeschlechtliche Bestattungen, so mag es, trotz aller grabritueller Gleichschaltung’ gerade in der Aunjetitzer Kultur (zuletzt Häusler 1977, S. 25 f.; Primas 1977, S. 75 ff.), wie für Burk vermutet, „also möglich erscheinen, daß die Männergräber anders gebaut waren als die Frauengräber“ (Grünberg 1939, S. 40). Die lediglich rd. 0,5 m breiten Grabinnenräume haben selbst extremen Hockern noch ausreichend Platz geboten. Die im Rahmen der Aunjetitzer Kultur seltene Strecklage kommt, nach der Kistengröße zu urteilen, allenfalls für die auch in ihrer Ausrichtung von der Regel abweichende Bestattung 1 in Betracht (lichte Breite bis 0,3 ml). Strecker gelten übrigens wieder als ausgesprochen späte Erscheinung. 29 Einen Hinweis auf die Orientierung der Toten gibt vermutlich die mehr oder we nige trapezoide Verbreiterung der Grabkammern 2 und 3 nach Süden bzw. 1 nach 27 Kaum in Betracht kommen anschmiegsame Materialien wie Reisig, Laub, Nadelstreu, Gras, Mat ten, Leder oder Pelzwerk; vgl. Primas 1977, S. 66 ff.; Beispiel aus dem Saalegebiet: Förtsch 1902, S. 67 f. 28 Eine differenzierte Prüfung des Phosphatgehaltes, die ggf. die groben Umrisse der Leiche hätte reproduzieren lassen (z. B. Frauendorf 1957), ist leider unterblieben, soll aber bei weiteren Ausgra bungen erfolgen. Zur prinzipiellen Möglichkeit .symbolischer Gräber 1 ohne Bestattung vgl. zuletzt Primas 1977, S. 106. 29 Vgl. Fischer 1953, S. 59; 1956, S. 174, 212 f.; Schmidt-Thielbeer 1955, S. 109; Pleinerovä 1967 a, S. 22, 35. Die großräumigen Zusammenhänge dieser ,interkulturellen* Erscheinung hat jüngst A. Häusler (1977, S. 28 ff., 44) herausgearbeitet.