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Durch die Gostritzer Kisten wird der Typ des Aunjetitzer Mauergrabes, dessen Wände wenigstens teilweise aus mauerartig aufeinandergelegten und z. T. durch Lehm verbundenen kleineren Steinplatten bestehen, im sächsischen Elbtal erstmals sicher nachgewiesen, so daß diesbezügliche Zweifel und andere Deutungen (Coblenz 1953, S. 89; Billig 1956, S. 48; 1962/63, S. 260, zu Naundorf), bisher durchaus be rechtigt, nun an Gewicht verlieren. ,Mauerkisten‘ (wie auch die aus senkrechten Platten errichteten ,Plattenkisten“) häufen sich bekanntlich einerseits südlich des Böhmischen Mittelgebirges (Pleinerovä 1965, S. 101 f.; 1967 a, S. 21 f., 35; 1978, S. 345), andererseits im Saale-Unstrut-Gebiet und Harzvorland (Fischer 1956, S. 204, Kt. Taf. 15), jenen Landschaften also, die auch durch andere progressive Züge ihrer kulturellen Entwicklung (Ausbildung des ,klassischen“ Keramikstils, reiche Metallbeigaben u. a.) verbunden sind. Die nächstgelegenen Entsprechungen finden wir indessen in der Oberlausitzer Gruppe (Billig 1958, S. 7 ff.). Da die Mauerkisten in allen Teilgebieten der Aunjetitzer Kultur als charakteristisch für deren jüngeren Abschnitt gelten 15 und die für einen näheren Vergleich in Betracht gezogenen Anlagen von Naundorf, Simseiwitz und Zschornewitz ebenfalls über wiegend als spät ausgewiesen sind, 16 dürften auch die Gostritzer Gräber in diesen zeitlichen Rahmen gehören. Allerdings datieren die ältesten mauergrabartigen Kon struktionen in dem kulturell besonders weit entwickelten Siedlungsraum an der unteren Ohre 17 bereits in die entwickelte ältere Aunjetitzer Kultur (Pleinerovä 1960 a, S. 511 f. ; 1967 a, S. 7, 20, 30, 35, Primas 1977, S. 33, 65), und auch das Simselwitzer Grab ist nach der Keramik in diese Spanne eingeordnet worden (Plei nerovä 1966, S. 452; 1967 a, S. 32; Billig 1977, S. 41 f.). Viel schwerer fällt es, bestimmte kulturelle Bezüge zu erkennen. Der eigenartige Wechsel in der Bauweise der Kisten, die Kombination von mauerartig geschich teten kleineren und senkrecht gestellten größeren Platten selbst in einer Wand, ist für Burk und weitere Oberlausitzer Gräberfelder charakteristisch (zuerst Grün berg 1939, S. 40 f.). Wir kennen jedoch zu wenige Detailbefunde von anderen Friedhöfen, um daraus hinsichtlich Gostritz Verbindliches ableiten zu dürfen. Vor erst läßt sich kaum abschätzen, inwieweit nicht Eigenarten des örtlich gerade zur Verfügung stehenden Baumaterials das Bild mitbestimmt haben. So deuten sich lokal engstens gebundene Traditionen an, welche weit unterhalb regionaler Gemein- Steinschutzes des Simselwitzer Grabes entnehmen wir dem Originalbericht von R. Herrmann (Orts akte Dresden): „Die plattenförmigen Steine . . . sollen aufgerichtet etwa 2 Meter im Quadrat gestan den haben. Sie wurden weggefahren und im Gutshofe aufgeschüttet." Bei der auch von G. Billig (1956, S. 49; 1958, S. 77) als Steinkiste beschriebenen Anlage von Zschornewitz bildeten „hochkant geordnete Steinplatten . . . ein Rechteck von 200 cm Länge und 135 cm Breite“ (Herrmann 1940). 15 U. a. Spehr 1967, S. 67 f.; zuletzt Primas 1977, S. 35, 56, 65; Hsek/Pleinerov 1978, S. 367. Wie überhaupt stärkere Verwendung von Steinen zum Grabbau während der Frühbronzezeit in ganz Mitteleuropa; vgl. Machnik 1977, S. 120 f„ 126; Primas 1977, passim. 16 Vgl. Coblenz 1953 a, S. 90 ff.; Billig 1956, S. 181 f„ 211; 1957, S. 313; 1962/63, S. 259, 266; 1977, S. 39, 42; Pleinerovä 1966, S. 446; 1967 a, S. 11 f. 32. 17 Blsany, okr. Louny, Grab 34, 40 (Pleinerovä 1960 a, S. 504, 507, Abb. 14, 19); Velke Zemoseky, okr. Litomerice, Grab 51, 52, 54 (Moucha 1961 a, S. 18 f., Abb. 4,3,4), 2/1951 (Zäpotocky 1982, S. 386).