Erscheinung wird nicht aufgehoben, aber nivelliert. Damit ist die letzte Phase des Urkundendiagramms, der Zeitraum von 1288 bis 1350, erläutert, im Ursachenzu sammenhang jedoch nicht voll geklärt. Diese durchaus lückenhaften und in manchem Detail unbefriedigenden Erörte rungen waren notwendig, um die Hauptfrage zu stellen: Was sagt die Urkunden frequenz zur Burgentwicklung aus? Damit ist gezeigt, daß die Antwort kein ge sichertes Ergebnis sein kann, sondern nur eine Problemstellung, ein Mittel, um Ar beitshypothesen zu finden. Allgemein ist festzu stellen, daß der Verlauf des Diagramms der Urkundenfre quenz für die Entwicklung der Burgen und des burgenbauenden Adels wesentliche Aufschlüsse zeitigt. Die Verbindung der Burg mit der Feudalentwicklung, insbeson dere mit Klassenverhältnissen und staatlichen Institutionen, wird sichtbar. Die kom plexe Funktion der Burg, die mit den militärischen Aufgaben ökonomische, politische und ideologisch-kulturelle Aspekte verbindet, wird bestätigt. Die Teilstrecken der Gesamtentwicklung werden in Unterschieden und Gemeinsamkeiten beleuchtet. Es ergeben sich als Problemstellung folgende Arbeitshypothesen: 1. Der hauptsächliche Wandel der Burg in ihrer Entwicklung, der von der Verän derung des sozialen Trägers bestimmt ist, wird von den schriftlichen Quellen spo radisch und ungenügend erfaßt. Die Darstellung der Entwicklung von der urge sellschaftlichen zur klassengesellschaftlichen feudalen Burg ist deshalb eine vor wiegend archäologische Aufgabe. Der Beitrag der schriftlichen Überlieferung reicht quantitativ und qualitativ nicht aus, um diesen Vorgang zu klären. Die vorhande nen narrativen Quellen behandeln Einzelheiten mit zeitlichen und räumlichen Lücken. Sie stehen in ihrer Verwurzelung im Frühfeudalismus mit der ideologi schen Enge kirchlicher Bindung spätgentilen Erscheinungen fremd, zumindest un bewußt ohne soziale Einsicht gegenüber. Die Ergänzung der narrativen Quellen durch die statistisch-landeskundliche Nachricht des Bayerischen Geographen setzt dabei einen Lichtpunkt in die Beschränktheit früher schriftlicher Überlieferung. 2. Mit der Möglichkeit der gegenseitigen Ergänzung erzählender Tradition und ur kundlicher Überlieferung wird die kritische Verarbeitung schriftlicher Quellen wesentlich zuverlässiger. Die Urkunde mit ihrer in der Regel nach Raum und Zeit detailliert bestimmten Beziehung zum historischen Ereignis bietet auch wesentliche Möglichkeiten kritischer Überprüfung und Einordnung archäologischer Sachver halte. Damit gewinnt die gegenseitige Ergänzung schriftlicher und archäologischer Quellen eine höhere Qualität. Das Einsetzen der urkundlichen Überlieferung um die Mitte des 10. Jh. sichert für die folgenden Jahrhunderte einen erhöhten An teil der Mediävistik an der Burgenforschung. Das sporadische Auftreten von schriftlichen Quellen wirkt weiter und nimmt erst allmählich ab (letzte Nullstelle im Jahresdiagramm der Urkundenfrequenz 1179). Demgegenüber verdichtet sich die Exaktheit der Chronologie und des Bildes feudaler Besitzverhältnisse und Rechtsbeziehungen. Die Aussage der schriftlichen Quellen erhält einen spezifisch