ZUR ARBEIT MIT DEM DIAGRAMM DER URKUNDENFREQUENZ IN DER BURGENFORSCHUNG Von Gerhard Billig Die Erforschung mittelalterlicher Burgen ist ein komplexes interdisziplinäres An liegen mit Hauptbeteiligung der Mediävistik, der Archäologie und der Bau- und Kunstgeschichte; dabei gehören Siedlungskunde, Namenkunde, Numismatik und viele Naturwissenschaften bei der Untersuchung der Bausubstanz und des Fundgutes unverzichtbar zum Kreise der an der Burgenforschung beteiligten Disziplinen. Die generelle Zusammenfassung und der immanente Vergleich der Ergebnisse verschie dener Wissenschaftszweige sind längst Bestandteil der Burgenforschung geworden. 1 Methodisch erscheint die Verallgemeinerung der Ergebnisse der Einzeldisziplin für den gesamten Forschungskomplex als Problem. Einbeziehung von Ergebnissen von verschiedenen Wissenschaften auf der Grundlage unterschiedlicher Quellen ergibt sich für die Burgenforschung folgerichtig als Notwendigkeit für den Erkennt nisgewinn. Zugleich wirkt diese Zusammenfassung quellenspezifisch unterschiedlich begründeter Teilergebnisse mit gleicher Konsequenz als Fehlerquelle. Unter diesem Aspekt sollen die Beziehungen archäologischer und urkundlicher Quellen hier be trachtet werden. Generell bestehen für die gegenseitige Ergänzung archäologischer und archivali scher Quellen verschiedene Voraussetzungen, so daß ein Vergleich mit vielen Schwie rigkeiten verbunden ist, weil eine Vergleichbarkeit gar nicht ohne weiteres gegeben ist. Diese erscheint von einem einheitlichen Beziehungsgefüge und einer proportional meßbaren Ausprägung typischer Merkmale abhängig. Aussagen und Beziehungsge füge archäologischer und schriftlicher Quellen sind aber artverschieden. Dazu tritt er schwerend, daß im Verhältnis beider zum historischen Prozeß ihr überkommener Be stand unterschiedlich große und gewichtige Lücken aufweist. Wenn man also ver gleichen will, muß die Vergleichbarkeit erst durch Ergänzen des primären Aussage fragmentes zur Erscheinung mit typischen Merkmalen und durch Auspendeln der spezifischen Quellenmerkmale in Bezug auf die allgemeine historische Aussage her- 1 Das kommt zum Ausdruck in den bisher erschienenen Teilen des Handbuches vor- und früh geschichtlicher Wall- und Wehranlagen (Grimm 1958; Herrmann 1960), in zusammenfassenden Tagungsberichten (Probleme des frühen Mittelalters in archäologischer und historischer Sicht, Ber lin 1966; Germanen, Slawen, Deutsche, Berlin 1968), in Monographien (wie z. B. Herrmann 1966; 1968; 1973; Brachmann 1978) und auch in den Festschriften für P. Grimm (Siedlung, Burg und Stadt, Berlin 1969), K. H. Otto (Archäologie als Geschichtswissenschaft, Berlin 1977) und W. Coblenz (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte II, Berlin 1982).