für die Herkunft des Erzes Vorkommen in der Umgebung sowie für den Verhüttungs prozeß das Rennverfahren in einem einfachen, aus anstehendem Material errichteten Ofen wahrscheinlich gemacht werden. Dieses Ergebnis stellt zugleich eine konkrete Aussage zum Entwicklungsstand der Produktivkräfte dar und ist deshalb für den Historiker von besonderer Relevanz. 6. Dem ergrabenen Rennfeuerplatz kommt Gewicht bei der Klärung des funktio nalen Charakters der Siedlung zu. Bezieht man in diese Frage noch die Topographie des Geländes ein, die eine bäuerliche Ansiedlung, etwa ein Waldhufendorf, aus schließt, so läßt sich die Wüstung mit einiger Sicherheit als Standort nichtagrarischer Produktion interpretieren; die Besonderheit gegenüber Bauerndörfern wird durch den umlaufenden Graben betont. Von den Autoren vorstehender Ausführungen wird angenommen, daß es sich „um eine kleine hüttenmännische Siedlung von Waldworch ten gehandelt haben“ könnte. Mit den diskutierten Funden und Befunden ist der Nachweis für hüttenmännische Tätigkeit erbracht - in welchem Umfange, ist aller dings vorerst nicht zu entscheiden, so daß die Frage nach der Betriebsform aus archäologischer Sicht noch nicht sicher beantwortet werden kann. Die dauerhafte und in der Herstellung aufwendige Umgrenzung des Areals sowie seine Größe, vor allem aber die Menge des keramischen Fundmaterials und die anderen Zeugnisse einer festen Siedlung sprechen weniger für eine nur zeitweilige als vielmehr für eine kon tinuierliche Nutzung. 7. Vom Standpunkt des Historikers aus lassen sich die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen wie folgt zusammenfassen: In der Wüstung repräsentiert sich eine nicht-landwirtschaftlich orientierte Siedlung, die in enger Bindung zu der koloni sationszeitlichen Burg Nidberg stand. Diese Wehranlage war an einem alten böh mischen Steig errichtet und diente wohl vorrangig dem Schutz der als Siedelbahn bzw. den Siedlerstrom vermittelnden Straße. Die - bisher allerdings nur in beschei denem Maße - nachgewiesene Eisenverhüttung berechtigt zu der Frage, inwieweit bestimmte Gewerke den hochmittelalterlichen Landesausbau im Erzgebirge nutzten, um in dem neu erschlossenen Gebiet wirksam zu werden, und läßt hier speziell an (Berg-/)Hüttenleute denken, d. h. an Träger eines solchen Produktionszweiges, für den die Naturressourcen des Gebirges einschließlich seines Holzreichtums die Grund lagen boten. 3 Eine positive Beantwortung kann derzeit nur hypothetisch sein und be darf der Stütze durch weitere Untersuchungen. Die Forschungen am „Schweden graben“ stellen einen Beitrag zu dieser Problematik dar, die, wie sich zeigt, allein interdisziplinär gelöst werden kann. 3 Ähnliches gilt möglicherweise auch für die Glasmacher. Archäologisches Fundmaterial (Keramik) vom Standort der Glashütte in Frauenbach bei Neuhausen, Kr. Marienberg, das an das Ende des 12. Jh. zu datieren ist, dürfte in diese Richtung weisen (die Fundbergung wird Herrn D. Geyer, Neuhausen, verdankt). - Ob und in welchem Umfange diese „waldzehrenden“ Gewerbe mit der bäuerlichen Rodungstätigkeit im Erzgebirge korrespondierten, ist derzeit noch völlig unbekannt. Die Beantwortung dieser Frage setzt hier die archäologische Erforschung der mittelalterlichen Produktionsstätten voraus, was bisher kaum geschehen ist.