MINERALOGISCH-GEOCHEMISCHE UNTERSUCHUNGEN AN DEN EISENSCHLACKEN VON NIEDERLAUTERSTEIN, KR. MARIENBERG, IM ERZGEBIRGE Von Hanns-Heinz Kasper, Hans-Joachim Blankenburg und Ulrich Josiger Mit einem Beitrag von Volkmar Geupel Einleitung Die vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Dresden unter Leitung von V. Geu pel durchgeführten archäologischen Sondierungen am „Schwedengraben“ bei Nieder lauterstein führten zu dem Ergebnis, daß es sich hier um Zeugnisse eines frühen Bergbaus und Hüttenwesens aus dem 12. bis 14. Jh. handelt (Geupel 1984; siehe auch die nachstehenden Bemerkungen von V. Geupel, S. 372 ff.). Da es bisher für die sen Teil des Erzgebirges keine schriftlichen Nachweise für Bergbau gab, war das Interesse von Wissenschaftlern der Bergakademie Freiberg geweckt. Durch Geo physiker, Geologen, Mineralogen, Eisenmetallurgen und Historiker der Hochschule wurden die Forschungen des genannten Museums unterstützt. Diese hatten Befunde und Funde erbracht, die auf eine Ansiedlung schließen ließen. Feuerstellen mit stark eisenhaltigen Schlacken und solchen ohne Schlacken sowie Pingen werfen u. a. fol gende Fragen auf, denen hier nachgegangen werden soll: 1. Welche Bedeutung haben die Pingen in der Nähe der Feuerstätten? 2. Welche Eisenerze wurden abgebaut bzw. woher kamen die hier verhütteten Erze? 3. Welche Technik wurde zur Verhüttung angewendet? 4. Welche Bedeutung hat die Umwallung des Geländes? In der durch die Funde belegten Zeit hatten Bergbau und Verhüttung noch eine sehr enge räumliche Bindung. Zur Vermeidung großer Transportwege wurden die Hütten meistens in der Nähe der Lagerstätten errichtet, wenn entsprechendes Brenn material für den thermischen Prozeß vorhanden war. Eine Nutzung der Wasserkraft zum Betrieb von Blasebälgen für die Herde und von Rädern für Pochwerke und Hämmer ist erst seit dem 14. Jh. bekannt. Der Standort abseits vom nahegelegenen Fluß, der Pockau, schließt die Nutzung von Wasserkraft über Kunstgestänge aus, wie dies z. B. für die Eisenhütten an den Osthängen des Preßnitztales im Erzgebirge typisch war. Die Lage der Hüttenstätten am Westhang des Pockautales ist nur da durch erklärbar, daß der Osthang des Tales, der eine gute Bewetterung der Öfen ermöglicht, durch seine Steilheit keine Anlage von Hütten zuließ. Eine Herdstätte im Schwedengraben, bei der keine Schlackenfunde gesichert werden konnten, liegt direkt im Windschatten des Tales. Es könnte sich in diesem Falle evtl, um die Über reste eines Röststadels handeln, für den eine besondere Luftzufuhr nicht erforder lich war. Die andere ausgegrabene Feuerstelle liegt hangaufwärts und läßt eine ge wisse Luftzufuhr zu.