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dacht war, ist mangels Anhaltspunkten über sein ursprüngliches Aussehen nicht mög lich. Als Ergebnis unserer Untersuchungen kann trotz allem die Rekonstruktion der Wehrgangführung unter Berücksichtigung der baulichen Anforderungen (Tragfähig keit von Brücken) gelten. Die Ergebnisse der neuerlichen Grabungen und die noch in den letzten Jahren in den tiefen Abgründen und Klüften zutage gekommenen Einzelfunde bestätigen hin sichtlich der Zeitstellung der Burg Neurathen die in den dreißiger Jahren erzielten Resultate. Die dem 13. Jh. zuzuordnende Keramik weist auf eine wesentlich frü here Erbauung der Burg hin (spätestens Mitte 13. Jh.), als es die schriftliche Erst erwähnung von 1361 erwarten ließ. Das entspricht einer immer wieder zu beobach tenden Tendenz, daß die Ersterwähnung mittelalterlicher Burgen oft viele Jahr zehnte nach ihrer Gründung erfolgte, und unterstreicht gleichzeitig die Bedeutung archäologischer Grabungen in diesen Objekten. Das reiche Fundmaterial aus den Burghöfen wie auch im Bereich exponierter Punkte macht wahrscheinlich, daß diese Felsenburg kontinuierlich bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1469 bewohnt war. Daß ihre Bewohner verschiedene Handwerke beherrschten, legen die an den Bal kenauflagen nachzuweisenden umfangreichen Zimmermannsarbeiten, die sorgfältig durchgeführten Stcinmetzarbeiten am Sandstein, speziell beim Bau der Zisterne, aber auch die Sägespuren tragenden zahlreichen Tierknochen nahe. Die Burg Neu rathen, deren Erforschung mit den dargelegtcn Untersuchungen noch nicht abge schlossen ist, bildete im 13. bis 15. Jh. fraglos eine bedeutungsvolle, strategisch wich tige Grenzbefestigung zwischen Böhmen und der Mark Meißen. LITERATURVERZEICHNIS Beschorner, H. 1906: Bericht über die Ausgrabung der Cisterne auf dem Neurathen. In: Über Berg und Tal 29, Nr. 9 v. 15. 9., S. 80-82. Coblenz, W. 1964: Der Wall auf dem Pfaffenstein in der Sächsischen Schweiz. In: Varia Archaeologica (Festschrift W. Ünverzagt). Berlin, S. 70-76. Lindner, H. 1934: Die Ausgrabungen auf dem Neurathen im Basteigebiet. In: Über Berg und Tal 57, Nr. 2, S. 19-23. Meiche, A. 1907: Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten der Sächsischen Schweiz (IV. Jahrb. d. Gcbirgsver. f. d. Sächs. Schweiz). Dresden. Neugebauer, A. 1933: Grabungsbericht, gegeben in der Historischen Sektion des Gebirgsvereins für die Sächs. Schweiz am 9. 11. Masch.-Schr. (18 S.). Neugebauer, A. 1934: Die Funde bei den Ausgrabungen auf der Burg Neurathen. In: Über Berg und Tal 57, Nr. 3, S. 38-40. Zapotocky, M. 1978: Stfedovckä kcramika severoceskeho Polabi. Morfologie a relativni Chronologie. In: Pamätky archeol. 69, S. 171-238. Zapotocky, M. 1979: Katalog stfedoveke keramiky severoceskeho Polabi (Vyzkumy v Cechäch). Praha. Anschrift: A. Neugebauer, 8027 Dresden, Budapester Straße 69 07/031. Abbildungen: J. Dittrich, Freital (Taf. 27); M. Dümchcn (Abb. 7, 8), T. Gerlach (Abb. 1) und J. Krause (Abb. 9), sämtlich Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden; K. Hauswald, Pirna (Abb. 2, 4); R. Lorenz, Dresden (Taf. 28,2-30), Verfasser (alle übrigen Abb.).