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Tonschalen Im Fundmaterial der Grabung befinden sich die Reste von mindestens 21 einfa chen Tonschalen (Abb. 10 c,d,q,r, 11 k,l,m,n, 12 e, 15 i,k,o,q,s, löt, 17 b, 18 d,l sowie drei weitere ohne Abb.). Sie sind sehr flach, auf der Innenseite bis auf wenige Ausnahmen sauber geformt und oberflächlich gerauht. Es lassen sich eine Variante mit sauber geglätteter Oberfläche und gleichmäßig starker Wandung und eine zweite mit unregelmäßiger Randgestaltung und Knetspuren an der Wandung aussondern. In einem Fall ist der Boden abgesetzt. Ihr Durchmesser schwankt zwi schen 10 und 18 cm. Bei den Brennfarben überwiegen helle Töne von gelbgrau über graubraun bis dunkelocker. Auffällig ist die „Mantelung" des überwiegenden Teils der Scherben, d. h. der Ton ist im Kern dunkler und scharf gegen die hellere „Haut“ abgesetzt. In zwei Fällen befinden sich auf der Innenseite der Schalen Metallschmelz reste, wohl Blei oder Silber bzw. ein Gemisch von beidem; eine Analyse steht noch aus. Die ersten Funde dieser Art wurden bei den Untersuchungen im Freiberger Dom geborgen (Vogt 1972, S. 54-55). Es handelte sich um Reste von 24 Schalen; sie wurden seinerzeit als einfache Gießgefäße gedeutet. Der Sekundärbrand, der die Mantelung der Scherben hervorrief - die Schalen hatten ursprünglich eine dunkel schwarzbraune oder auch blaugraue Farbe - und die eindeutigen Schmelzreste be stätigen die Deutung vollauf. Eine Durchsicht der numismatischen Literatur (z. B. Friedensburg 1912; Hävernick 1939; Günther 1952) und von Arbeiten mit Erwäh nungen von Barren- und Hacksilberfunden des späten Mittelalters (z. B. Günther 1952; Spehr 1975) führte zu dem Schluß, daß es sich um Gießgefäße zur Herstel lung von Barrensilber handelte. So wird übereinstimmend in den Arbeiten zum Ausdruck gebracht, daß die Silberstücke bzw. Barren eine rauhe, leicht gewölbte Unterseite und eine glatte Oberseite besitzen, die oft eine blasige Gußhaut aufweist (nach Spehr 1975, S. 101). Günther (1952, S. 213) äußerte die Vermutung, daß das flüssige Silber aus der Kelle in den Sand oder in Lehmformen gegossen worden sei. Auch er weist auf die unterschiedlichen Strukturen der jeweiligen Barrenoberflächen hin. Damit dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß die im Stadtkern von Freiberg geborgenen Schalenreste als Barrengußformen dienten. In der Fundschicht der Born gasse treten sie allenthalben als Abfall auf; für die Funde aus dem Dom ist wohl Sekundärablagerung von Verfüllschutt anzunehmen; mit dem sakralen Geschehen dürften sie kaum in Zusammenhang zu bringen sein. Wenn auf Grund der Begleitkeramik in der Borngasse eine Datierung der Scha lenreste in das 13. Jh. vorgenommen wurde, so findet diese Zeitansetzung indirekt eine Bestätigung in der Datierung der Münzen mit den zugehörigen Hacksilber stücken aus dem Schatzfund von Pirna-Copitz in das 1. Drittel des 13. Jh. (Arnold 1982, S. 316) und der Münzen mit beiliegenden Barren aus dem Gefäß von Dresden- Altstadt, Schloßstraße, in die 2. Hälfte des 13. Jh. (Günther 1952, S. 204 ff.; Me- chelk 1970, S. 147). Zur Abrundung des Problems ist als weitere Quelle das Ur kundenbuch der Stadt Freiberg (CDS II, 14, S. 45) heranzuziehen. Danach war es