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hoffen, daß unser bulgarischer Kollege im genannten benachbarten Chersoner Mu seum das Original studieren kann, um dann bei der Publikation des Bruchstückes aus Bulgarien (Taf. 17,3) entsprechende Schlüsse zu ziehen. Bedauerlicherweise läßt auch die zeichnerische Wiedergabe eines Ortbandes mit durchbrochenem Flechtband aus Cernigow (zuletzt Paulsen 1953, Abb. 56; Korsuchina 1950, Tabelle 1, II 25) zwar die Menschenmaske klar erkennen, aber vom Flechtwerk und den angedeu teten Durchbrüchen fehlen bei der Skizze alle Einzelheiten. Zweifellos aber gehört auch dieses Stück zu unserer Cherson-Bulgarien-Nimschütz-Gruppe, was auch der Verbreitung dieses Typs nicht widerspricht. Im Gegensatz dazu stehen schon vom Stilgefühl her durchbrochene Arbeiten mit zentraler Tierfratze, von denen Paulsen (1953, S. 50) vier Vertreter nebeneinander abbildet (Abb. 52-55). Sie stammen be zeichnenderweise aus nordwestlicheren Bereichen: zweimal Island, je einmal Got land und Haithabu. Auch diese Reihe ließe sich erweitern, ohne daß wir dabei neue Erkenntnisse gewännen. Hingewiesen werden soll hier nur nochmals auf Gesichts darstellungen (Tier? Mensch?) im reichen Gräberfeldinventar von Birka (Arbman 1940, Taf. 42, 43, 49, 92), besonders auf Ringkopfnadeln oder Anhänger in Form von Menschenmasken. Auch andere Ortbänder mit Tierkopfende und durchbrochenem Flechtband zeigen frappierende Ähnlichkeiten, so etwa je ein Exemplar aus Rösta, As sn, Jämtland (als Vorbild; Nerman 1942, Abb. 137) und Danilovka bei Sara tow (Nerman 1942, Abb. 136), räumlich dazwischen Leonovo am Paschafluß östlich von Ladoga. Bisweilen sind auch kleine Unterschiede in der Herstellungstechnik un verkennbar. Gar aus einer Form könnten zwei Stück aus Öland und Birka stammen (Nerman 1942, S. 280, Abb. 10, ll). 32 Bekannt ist ja auch allgemein das Vorhanden sein von Gußformen zumindest für einige Ortbandtypen (z. B. Birka; zuletzt Paul sen 1953, S. 27, Abb. 22). Es ist wohl kaum als Zufall zu betrachten, daß aus den südrussischen Bereichen nun nach Cherson noch ein weiteres Exemplar unseres Schwertortbandtyps bekannt wurde, 33 das aus Korosten - etwa in der Mitte zwischen Kiew und Shitomir - stammt und in auffälliger Weise gleiche Form, Aufteilung der Verzierungen, des Flechtban des und der Durchbrüche sowie gleichen Stil der Tierornamente und der Menschen maske - einschließlich der dreiwelligen „Frisur“ - zeigt (Fechner 1982, S. 243 f., Abb. a und b). Somit bildet es eine gute Ergänzung und Erweiterung der südrussisch bulgarischen Gruppe und gibt durch seine Lage an der schon erwähnten Ost-West- Straße in den mitteleuropäischen Raum, die ja zudem durch den Hacksilberstrom gut belegt ist, weitere Sicherheit in bezug auf den Importweg für das Nimschützer Ort- 32 Leider wurden die verschiedenen Darstellungen auch von verschiedenen Zeichnern und zu ganz verschiedenen Zeiten angefertigt, so daß Identitätsnachweise allein an Hand dieser Unterlagen nicht möglich sind. 33 Erst nach Abschluß des Manuskripts wurde mir die genannte Publikation bekannt, so daß hier eine Art Nachbehandlung als Einschub erfolgen muß. Zusätzliche Hinweise meines Kollegen U. Schoknecht, dem ich auch an dieser Stelle dafür nochmals danken möche, bekräftigen meine Ab sicht. Wahrscheinlich liegen noch mehr ähnliche Stücke oder Teile von solchen im weiten Gebiet zwischen Schwarzdm Meer und Spree in Sammlungen und in künftigen Ausgrabungsobjekten. Viel leicht schenkt uns der Fundzufall auch einmal eine entsprechende Gußform.