„mit verflochtenem Scheusal“. Der Weg nach Südwesten ist von Cherson aus eben falls belegt, befindet sich doch in Bulgarien ein weiteres, durchbrochenes Ortband mit Menschenmaske in Flechtbandumrahmung (Taf. 17,3), das bisher noch unpubli ziert ist 30 und das in allen Einzelheiten der Verzierung einschließlich der Maske und der genauen Anordnung der Durchbrüche dem Ortband von Nimschütz entspricht. Man ist deshalb versucht, beide Stücke der gleichen Werkstatt zuzuschreiben, oder anzunehmen, ein zeitgenössischer Metallhandwerker habe in geradezu knechtischer Genauigkeit das ursprüngliche Vorbild (vielleicht sind auch noch ein oder mehrere Exemplare gleicher Art vorhanden) nachgeahmt, vielleicht sogar in Ausübung eines dahingehenden fremden Auftrags. Vergleichen wir nun auch noch das Ortband von Cherson mit dem aus Bulgarien und unserem Nimschützer Stück, so gewinnt die Ver mutung, daß wikingische Vorbilder in südrussischen Handelsorten durch einheimi sche oder eingewanderte Handwerker verarbeitet worden sind, immer mehr an Wahrscheinlichkeit. Während die russische (Cherson) und die bulgarische Schwarz meerküste das engere Streuungsgebiet solcher Produkte leicht umschreiben, so liegt das Oberlausitzer Ortband weit davon ab. Allerdings wird Bautzen und damit Nim schütz von der Ost-West-Straße von Kiew her schon fast ein Jahrhundert vorher gut erreicht. So einfach ist die Frage nach Herstellungsort und Verbreitung unseres Typs trotz allem nicht gelöst, wissen wir doch, wie oft gerade auch Waffen als Gastge schenke und als Zeichen eines Bündnisses, ja ebenso bei Beendigung von bewaff neten Auseinandersetzungen getauscht wurden. Treffliche Beispiele aus der russi schen Geschichte zeigte Korsuchina (1950), in kleiner, auf die Funde von Kiew be zogener Auswahl auf. Bedauerlicherweise sind einige Zeichnungen in den alten Veröffentlichungen nicht sehr genau, wie ein Vergleich der bildlichen Darstellungen des Ortbandes von Cher son nur zu deutlich zeigt (Abb. 81 und Taf. 18,7 betreffen das gleiche Stück!) und waren von einigen östlichen Exemplaren neue Aufnahmen nicht erreichbar 31 , so auch von dem uns hier in den Einzelheiten mehr interessierenden Stück aus Cherson. Wir 30 Herr Pawel Georgiew von der Arbeitsstelle Sumen des Archäologischen Instituts der Bulgari schen Akademie der Wissenschaften schickte im Februar 1984 ein Foto des bulgarischen Fundes als Vergleichsstück zu Nimschütz, um nun beiderseits Vergleiche durchführen zu können. Ihm sei für seine zunächst zufällige Hilfe gedankt, ebenso für spätere von uns gewünschte Auskünfte (noch während des Druckes dieses Artikels). - Nach neuerlicher Auskunft von Herrn Georgiew handelt es sich um einen Lesefund unter den Trümmern einer mittelalterlichen Befestigung in der Nähe des Dorfes Stan, Distr. Sumen, nahe der ersten bulgarischen Hauptstadt Pliska. In gleicher Situation wurden dort weitere reichhaltige Materialien, darunter auch Münzen aus dem 5.-11. Jh. geborgen. - Maße des Bruchstückes: erhaltene Länge 41 mm; größte obere Weite 42 mm; Dicke 9 mm. - Für alle Angaben schulden wir unserem bulgarischen Kollegen herzlichsten Dank. 31 Das ist um so bedauerlicher, als die kleinen Abbildungen in den Publikationen aus den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts bisweilen aus Zeitgründen sehr schematisch angefertigt worden sind, ja z. T. offenbar lediglich als Skizzen betrachtet werden dürften. Die Fotoabbildungen las sen durch Kleinheit und die Wirkung des Klischeerasters Einzelheiten ebenfalls kaum erkennen, die gerade bei Cherson sehr wichtig wären. Eine Eingruppierung des genannten Stückes in die Reihe der Ortbänder Nimschützer Art erlaubt das Foto des Exemplars von Cherson aber auf jeden Fall.