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Nicht unerwähnt bleiben sollen die vielen Hängekreuze mit Darstellungen bärtiger Männerköpfe im Raum zwischen Byzanz und Skandinavien, die entsprechend der verschiedensten Einflüsse auch recht unterschiedliche Ausprägungen erfuhren, die wohl aber nicht sämtlich etwa unter wikingischem Einfluß entstanden sein dürften (Paul sen 1933). Bei der Betrachtung unseres Schwertscheidenteiles aus Nimschütz werden wir zwangsmäßig in die Bereiche zwischen Ostsee und Schwarzem Meer gewiesen. Zum Ortband von Cherson (Abb. 81, Taf. 18,7), dem bisher bestem Vergleichsstück zu Abb. 81. Cherson, Krim (nach Arne 1914, Abb. 44). unserem Nimschützer Exemplar, hat nach dem Oberlausitzer Ncufund Kolcsnikova (1975, S. 264-267, Abb. 2)29 noch einige Gedanken geäußert, die die Arbeit von Korsuchina (1950, S. 63-94) über die russischen Waffen des 11. Jh. bestätigen und etwas erweitern. Das Ortband wird auch hier ins 10. Jh. gesetzt. Korsuchina (1950, Tabelle 1 mit Beilage S. 90) hat nun, angeregt durch die Grabungen Kargers in Kiew, wo u. a. 1939 in der Djesjatinnaja-Kirche sehr wahrscheinlich das Grab eines Fürsten aus dem Geschlecht der Rurik aufgefunden worden war, die altrussischen Waffen um die Jahrtausendwende zusammenfassend behandelt und dabei auch eine Übersicht über die Ortbänder gegeben. Am Ende der Gruppe II findet sich das uns hier vor allem interessierende Exemplar aus Cherson (Nr. 26). Die anderen Stücke mit Tierkopfende und durchbrochenem Flechtband stammen aus Os, Emtland, Schweden (Nr. 15), Björko, Uppland, Schweden (Nr. 16), wiederum Schweden (Öland, Nr. 17), von der Insel Gotland (Nr. 18), aus dem Ladogagebiet, Hügelgrab CXII,6 (Nr. 19), von Gnesdowo bei Smolensk (Nr. 20), aus einer Siedlung vom Ufer der Oka zwischen Murom und dem Dorf Tschaadajewo (Nr. 21), von Danilowka, unweit von Kamyschin im Bezirk Saratow (Nr. 22), aus Biljorsk, Bezirk Kasan (Nr. 23), aus dem Hügelgrab „Gulbischtsche" bei Cernigow (Nr. 24) und schließlich aus den Schestowitzer Hügeln ebenfalls bei Cernigow (Nr. 25). Mit dieser Aufzäh lung sind gleichzeitig Verbreitung und Weg unseres Ortbandtyps eindeutig darge stellt. Datiert werden die Stücke ins 10. Jh., „möglicherweise noch zu Anfang des 11. Jh.“ (Korsuchina 1950, S. 65 f.). Dazu gehören vor allem unsere Exemplare 29 Bei der Abfassung des zitierten Artikels war der Nimschützer Fund noch nicht veröffentlicht und konnte deshalb von Korsuchina selbstverständlich noch nicht mit berücksichtigt werden.